1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Heinrich X.
Heinrich X, der Stolze, war nun der länderreichste
Fürst in ganz Deutschland, dessen Besitz sich vom toskanischen
und adriatischen Meere bis an die Ostsee erstreckte. Leider
verließ ihn im Glücke jene Klugheit, die ihn bis dahirr so oft
vor Nachtheilen geschützt hatte. Man brachte in Erfahrung, daß
er nach dem Tode Lothars sich unverzüglich der Reichsinsignien
bemächtigt habe, in der sichern Erwartung, der Nachfolger seines
Schwiegervaters zu werden. Allein er war den Fürsten zu an-
maßend, dabei zu reich uitb als Inhaber zweier Herzogthümer
zu mächtig, als daß sie ihn zum Neichsoberhaupte hätten wählen
mögen. Besonders waren die Hohenstaufen, die er mit Kaiser-
Lothar bekriegt und besiegt, seine unversöhnlichen Feinde, und
auch Papst Innocenz Ii war nicht für ihn, weil er wegen
der Rückgabe der Mathildischen Güter in Besorgrriß war. Kaum
war daher noch Lothars Tod der Hohcnstaufe Ko irr ad, Herzog
von Ostfrankcn, durch die Freunde seines Hauses, irr Abwe-
senheit und ohne Betheiligung der Bayern rnrd Sachsen, auf
den derrtschen Königsthron erhoben worden (1138—1152), als
die gegenseitigen Feindseligkeiten zrrm Ausbruche kamen, da Hein-
rich X rrrit seinen Bayern Konrads Wahl für erschlichen und
ungültig erklärte. Zwar ließ Heinrich in kurzer Zeit von
seiner Widersetzlichkeit ab rind unterwarf sich, doch konnte er
dadurch den Groll nicht tilgen, den der Körrig Konrad einmal
gegen ihn gefaßt hatte. Unter dem nichtigen Vorwände, daß es
nach den Rcichsgesetzen keinem Fürsten erlaubt sei, zwei Her-
zogthümer zugleich zu besitzen, verlangte Konrad in einer
Reichövcrsammlrrng zu Augsburg, daß Heinrich X das Her-
zogthum Sachsen und Toskana abtreten solle. Da dieser
sich dessen weigerte, erklärte ihn der Körrig in einer Versammlung
zu Würz bürg im Jahre 1138 als einen Widerspänstigen irr
die Acht und entsetzte ihn zu Goslar im nämlichen Jahre aller
seiner Rcichslehen. Das Herzogthurn Sachsen verlieh er dem
Markgrafen vyn Nordsachsen, Albrecht dem Bären*),
*) Plbrecht der Bär, von seiner wilden Tapferkeit so genannt, hatte
für wichtige Dienste, die er dem König L o th ar Ii auf seinem ersten Römerzuge
geleistet, im Jahre 1l33 die erledigte Markgarfschaft Nordsachsen erhalten,