1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Otto I von Wittelsbach.
Herzog Otto I, vermuthlich auf dem Schloße Kelheim
geboren, bei welchem er die Stadt gleichen Namens anlegte,
war mit der Gräfin Agnes von Loos (flamändisch Loon im
Lnttichischen des heutigen Königreichs Belgien) vermahlt und
residirte gewöhnlich auf dem Schloße Kelheim. Bei seinem
Negierungsantritte faßte das Herzogthum Bayern von allen
Ländern, um die es während der Negierung der Amtsherzöge
vergrößert worden war, keines mehr in sich, denn im Süden
waren Kärnthen, Krain, Istrien, Verona, Stcyer-
mark und Tyrol, im Osten Oesterreich davon getrennt
worden 32). Desgleichen war die herzogliche Gewalt nach Innen
bedeutend geschmälert, denn im Lande schalteten viele Grafen-
geschlcchter mit großer Selbstständigkeit, und dasselbe war bei dem
Erzbischöfe von Salzburg und bei den Bischöfen von Bam-
berg, Eichstädt, Regensburg, Augsburg, Passau,
Frey sing und Brixen der Fall.
Otto I und seine Nachkommen in den ersten fünf Gene-
rationen verfolgten die große Aufgabe, das durch die Schuld der
Dynasten tief gesunkene herzogliche Ansehen wieder zu heben und
die durch Erbgrafschaften gestörte Landeseinheit neu herzustellen.
Zu diesem Ende brachte Otto I, als der ihm verwandte Graf
Konrad Iii von Dachau, Titular-Herzog von Dalmatien
und Kroatien, starb, dessen Grafschaft an sich, und gab dessen
Wittwe Adalhild eine Entschädigung von 10 Mark Goldes
und 800 Pfund Silbers. Ein anderes Mittel, das er zur
Stärkung der herzoglichen Macht in Anwendung brachte, war
die Begünstigung des Städtewesens und des Verkehrs, worin ihm
schon Heinrich der Löwe vorangegangen war. Wie die Stadt
Kelheim, so verdankt auch die Stadt Land sh nt und die
dortige Burg Trausnitz Otto I ihre Entstehung. Um Ruhe
und Ordnung im Innern herznstellen und zu erhalten, bereiste
Otto I sein Land von Gau zu Gau, hielt öffentliche Gerichte
und Landtage und half den Unterdrückten zu ihrem Rechte. Dabei
leisteten ihm seine drei Brüder, Otto Vii, seit 1180 Pfalzgraf,
Konrad, Erzbischof von Mainz, itttb Friedrich, ehedem Pfalz-
graf, jetzt Mönch zu Ensdorf, die ersprießlichsten Dienste. Auf
dem berühmten Reichstage zu Konstanz (1183) leistete Otto I