1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
106 Bayern unter Ludwig I, dem Kelheimer.
in dessen Auftrag ein Kreuzheer nach Aegypten geführt, wo ein
früher (1219) gelandetes Kreuzheer Damiette erobert hatte.
Man drang bis Kairo vor, aber plötzliches Anstreten des
Nils nöthigte zu einer Kapitulation mit dem Sultan Kamel,
der die gefangenen Kreuzfahrer gegen Zurückgabe von Damiette
losgab. Ludwig kehrte nach Bayern zurück und wurde, als
Kaiser Friedrich Ii 1228 selbst einen Kreuzzug antrat, für
die Dauer dieses Zuges mit der Verwesung des deutschen Reiches
und mit der Aufsicht über des Kaisers ältesten Sohn, den jungen
König Heinrich Vii, betraut, der schon damals befürchten ließ,
daß er den Vater vom Throne zu verdrängen suche. Als der-
artige Bestrebungen wirklich hervortraten und Ludwig denselben
mit seinem ganzen Ansehen begegnete, wurde Heinrich so er-
bost, daß er (1229) mit vielen Kriegern in Bayern einfiel und
dann, als dieß nicht zum Ziele führte, alle Beziehungen zu
Ludwig abbrach.
Nach des Kaisers Rückkehr zog sich Ludwig nach Kelheim
zurück, um sich fortan ungetheilt der Wohlfahrt des eigenen
Landes zu widmen. Als er dort eines Tages (14. Sept. 1231)
nach dem Mahle auf der Donaubrücke spazieren ging, nahte sich
ein fremder Mensch mit einem Briefe in der Hand ltitb stieß
dem Herzoge, während er nach dem Briefe langte, einen Dolch
in die Brust. Da der Missethäter von den Begleitern des Her-
zogs sogleich in Stücke gehauen wurde, war es unmöglich, den
Urheber dieser Gräuelthat in Erfahrung zu bringen, man be-
zeichnete aber als solchen ziemlich allgemein den jungen König
Heinrich, der es nicht verschmerzen konnte, daß er durch
Ludwigs Widerstand nicht auf den deutschen Thron erhoben
worden war.
Ludwig war bei seinem Tode 56 Jahre und 10 Monate
alt und hatte, die acht Jahre seiner Unmündigkeit eingerechnet,
48 Jahre als Herzog über Bayern regiert. Sein Name glänzt
in der Reihe jener bayerischen Fürsten, die sich um das Empor-
kommen der bayerischen Städte besonders verdient gemacht haben.
Er vollendete 1204 den von seinem Vater begonnenen Bau der
Stadt Landshut, erhob 1210 Abbach, 1218 Straubing
und 1224 Landau a. d. Isar zu Städten, baute das abgebrannte