1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Oberbayern unter Ludwig dem Bayeru.
Friedrichs des Schönen, der den Böhmen in die Hände gefallen,
wurde von dem Könige Johann von Böhmen im Schlosse
Bürglitz bis zur Erlegung eines großen Lösegeldes zurückge-
halten. Den Sieg hatte Ludwig hauptsächlich der Geschicklich-
keit des Seifried Schweppermann, eines ostfränkischen Edel-
manneö, zu verdanken, der in Nürnberg Burgrecht hatte und
mit Konrad Rindsmaul verschwägert war*). Alles erklärte sich
auf diesen Sieg hin für Ludwig.
Das Nächste, worauf Ludwig nun Bedacht nehmen mußte,
war die Erweiterung seiner Hausmacht. Der erste Schritt hierin
war, daß er die seit dem Tode Waldemars Ii (1319) erledigte
Markgrafschaft Brandenburg auf dem Hoftage zu Nürnberg
seinem ältesten Sohne, Ludwig, (1323) verlieh**), der sich
(1324 zu Woldinburg) mit Margaretha, Christophs Ii von
Dänemark Tochter, vermählte, nachdem er sich das Jahr vorher
nüt derselben verlobt hatte. Er selbst nahm, da seine Gemahlin
Beatrix (21. August 1321) gestorben war, Margaretha,
die Tochter des Grasen Wilhelm Iii von Holland'^), zur
Ehe (1324) und gewann dadurch Aussicht, Holland und die
damit vereinigten Länder zu erben, da der Bruder Margaretha's,
Wilhelm Iv, kinderlos war.
Je hoher die Macht und das Ansehen Ludwigs stieg,
desto heftiger trat Leopold voll Oesterreich, der Bruder
Friedrichs des Schönen, gegen ihn auf und erhielt an
Carl Iv von Frankreich (1322—1328), der nach der deut-
schen Krone lüstern war, und an dem zu Avignon residirenden
Papste Johann Xxii kräftige Stützen.
Das Zerwürfniß zwischen Ludwig Iv, dem Bayern, und
Papst Johann Xii war dadurch entstanden, daß Letzterer keinen
der beiden Gegenkönige des römischen Kaiserthums würdig erachtete
und mit dem Plane hervortrat, diese Würde von den Deutschen
wegzunehmen und aus seine Wohlthäter, die Könige von Frank-
reich, überzutragen. Zu diesem Zwecke setzte er (31. Mai 1317)
*) Darum gab Ludwig am Abende Jedem ein Ei, dem frommen
Schweppcrmann aber zwei. Die irdischen Ueberreste Schweppermanus sind
in der Pfarrkirche zu Kastl bei Amberg in einem steinernen Sarg beigesetzt.
**) Die Belehnungs-Urkunde wurde erst am 24. Juni 1324 ausgefertigt.