1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
140 Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
einen Sprößling dieses Hauses, den neapolitanischen König Ro-
bert (1309 —1343), zum Reichsverweser in Italien ein, hosfend,
dadurch den Welsen über die Gibellinen die Oberhand zu ver-
schaffen. So bald der Mailänder Math äo Viscont i vernahm,
daß der Papst keinen der Gegenkönige anerkenne, ließ er sich vom
Volke zu Mailand als Hauptmann der Stadt erwählen und sing
an, als souveräner Fürst über diese Stadt und die ganze Lombardei
zu herrschen. Die meisten und größeren italienischen Städte, wie
Pavia, Piacenza, Rovarra, Pergamo, Venedig, Como,
auch Verona und Lucca, selbst der Kaiser von Konstanti-
nopel, die alle nicht wollten, daß Italien unter die Herrschaft
Frankreichs gerathen solle, traten auf Visconti's Seite. In
dieser Bedrängniß zog Johann Xxii den Herzog Friedrich
den Schönen durch vortheilhafte Versprechungen in sein Bünd-
niß und vermochte ihn, ein Heer unter seinem Bruder Heinrich
gegen Math äo Visconti nach Italien zu schicken. Friedrich
merkte jedoch bald, daß hieraus für ihn und für Deutschland kein
Vortheil erwachse, und veranlaßte, daß sein Bruder Heinrich mit
seinem Heere wieder nach Deutschland zurückkehrte. Johann Xxii
ließ nun seine Truppen unter dem Cardinallegaten Pojet auf
Mailand losgehen und den Galeazzo Visconti, der seinem
Vater Mathäo gefolgt war, streng einschließen. Galeazzo
wandte sich in dieser Roth an Ludwig den Bayern, und dieser
schickte alsbald mehrere Heerhaufen nach Italien. Die päpstlichen
Truppen wurden besiegt, und damit man nicht sagen konnte, daß
Ketzern geholfen worden sei, entsetzte Ludwig den Galeazzo,
dessen Vater wegen Verbreitung irriger Lehren mit dem Banne
belegt war, seines Amtes und ernannte den Grafen von Reyffen .
zum Statthalter von Mailand. Der Papst war darüber,
daß durch Ludwigs Einmischung in die italienischen Angelegenheiten
der neapolitanische König Robert nicht zur Regentschaft in der
Lombardei gekommen war, höchst entrüstet und forderte Lud-
wig in einem an die Kirchenthüre zu Avignon angeschlagenen
Manifeste (8. Oktober 1323) auf, der deutschen Krone zu ent-
sagen.
Ludwig, dem die feindliche Haltung des Papstes ernste Be-
sorgniß einflößte, schlug den Weg der Unterhandlungen ein'"),
konnte aber keine Verständigung erzielen. Auf die bloße Wei-
gerung hin, die deutsche Krone niederzulegen, belegte ihn Papst
Johann Xxii mit dem Banne und alle Orte, wo ihm Ge-
horsam geleistet würde, mit dem Interdikte (21. März und
11. Juli 1324). In Deutschland erregte dieses Vorgehen des