1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
Papstes großen Unwillen, der noch gesteigert wurde, als der Papst
auch das Ausland (Frankreich, Italien, Ungarn, Polen, Schleßien
und Lithauen) gegen Ludwig Iv in die Schranken rief. Der
gefährlichste aller Gegner war aber Leopold von Oesterreich,
der sich inzwischen die Schweiz, Elsaß und das ganzeschwaben
unterworfen hatte. Ungestümer als je forderte er die Loslassung
seines Bruders Friedrich und drohte für den Fall längerer
Zögerung mit Gewalt der Waffen.
In dieser Bedrängniß gab Ludwig seinem Beichtvater
(Konrad Tattendorfer, Prior des Augustiner-Klosters zu
München) den Auftrag, mit Friedrichs Beichtvater (Gottfried,
Prior des Karthäuser-Klosters zu Marbach) in Unterhandlung zu
treten. Als der gefangene Fürst sich versöhnlich zeigte, begab
sich Ludwig Iv selbst (in den ersten Tagen des Monats
März 1325) nach der Transnitz. Friedrich entsagte der
Krone und verhieß, zur Beilegung des zwischen Ludwig und
Leopold bestehenden Zwistes mitzuwirken, worauf er ohne Löse-
geld in Freiheit gesetzt wurde. Man kam überein, daß Ludwigs
Sohn Stephan die Tochter Friedrichs, Elisabeth, heirathe,
und Friedrich gab das Versprechen, sich am Johannestage zur
Sonnenwende in der Trausnitz wieder zur Haft einzustellen,
wenn er den Vollzug der eingegangenen Vertragspunkte nicht
durchsetzen könne (13. März 1325). Da sich Leopold nicht
bewegen ließ, seine Truppen zu entlassen und Ludwig zu hul-
digen, verließ Friedrich nach kaum zweimonatlichen Aufenthalte
die Stadt Wien und fand sich auf der Trausnitz ein. Ludwig
würdigte diese Handlungsweise nach ihrem ganzen Werthe und
lohnte die seltene Treue dadurch, daß er in einem Vertrage zu
München (5. September 1325) eine Theilung der königlichen
Gewalt und gemeinsame Regierung mit Friedrich vereinbarte.
Als die Reichsstände darauf nicht eingingen, schloßen beide zu
Ulm (7. Januar 1326) einen neuen Vertrag, demzufolge Lud-
wig in Italien, Friedrich in Deutschland regieren sollte.
Damit erklärte sich auch Friedrichs Bruder Leopold einverstan-
den, hauptsächlich deshalb, weil ihm Ludwig versprochen hatte,
er werde ihn auf dem bevorstehenden Zuge nach Italien mit-
nehmen und ihn dort zum Statthalter der Lombardei