1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
nach Pa via, wo er ein böhmisches Hilfsheer erwarten wollte.
Seine Lage, schon bedenklich genug, ward dieß noch mehr durch
das Ausbleiben des versprochenen böhmischen Hilfsheeres und
durch die hinzukommende Drohung seiner Neffen, Rudolfs Ii
und Ruperts I, mit ihren Truppen abznziehen, wenn ihnen
ihr väterliches Erbe nicht herausgegeben würde *3). Ludwig
ging auf das Begehren seiner Neffen ein, und so kam am
4. August 1329 der berühmte Vertrag zu Pavia zu Stande.
Diesem zufolge trat Ludwig der Bayer den Nachkommen
seines verstorbenen Bruders Rndolfl die Rheinpfalz
und einen Theil vom Nordgau ab, der von dieser Zeit an
den Namen „obere Pfalz" führt. Die Kurwürde ward
vorläufig Rudolf Ii eingeräumt und sollte nach der
im Münchner Vertrage von 1313 festgestellten Weise
zwischen Bayern und Pfalz wechseln. Erst nach Ab-
gang des männlichen Stammes der einen oder der
anderen Linie sollten die getheilten Länder wieder
vereinigt werden*). So entstanden die zwei 'Hauptlinien
des wittelsbachischenhauses, die pfälzische und die bayerische,
deren Stammväter die Brüder Rudolf 1 und Ludwig Iv, der
Bayer, sind.
Ludwig hielt sich nach Abschluß des Vertrages zu Pavia
noch vier Monate in den größeren Städten Oberitaliens auf und
trat im Monate Dezember des Jahres 1329 den Rückzug nach
Deutschland an.
In Trient berieth er mit dem Herzoge Heinrich von Kärn-
then und mehreren deutschen und italienischen Fürsten, die
sich um ihn versammelt, den Plan zu einem neuen Zuge nach
Rom. Um Heinrich von Kärnthen zu einer kräftigen Unter-
stützung für diesen Zug zu bewegen, verhieß er ihm, daß, wenn
er ohne männliche Nachkommenschaft bleiben würde, seine beiden
Töchter, Margaretha Maultasche (den Namen „Maultasche"
hatte sie von einem ihrem Vater gehörigen Schloße in Tyrol)
und Adelheide, seine Länder und seine Herrschaft erben sollten,
jedoch mit Vorbehalt seiner Einwilligung für den be-
stimmt en Fall. Dagegen gab Heinrich von Kärnthen das
*) Haupttheilbrief im Hausarchiv I. 4. 140. bei Fischer kl. Schr. Ii.
648. Attenkofer 221.
Sattler, bayer. Geschichte.
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