1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Oberbayern unter Ludwig dem Bayern.
Versprechen, auf Mittefasten des Jahres 1330 seine ganze Kriegs-
macht Ludwig dem Bayern zur Verfügung zu stellen'"). Zu
Anfang Februars 1329 brach Ludwig von Trient auf. Als er
zum ersten Male wieder bayerischen Boden betrat, ergriff ihn
solche Rührung, daß er zum ewigen Andenken an den Römerzug
und zur Belohnung der Krieger, die ihm auf demselben beigestan-
den, das Kloster (ättal55) im Ammergau stiftete, wo zwanzig
Mönche des Benediktiner-Ordens mit dreizehn Rittern, die sich im
Leben verdient gemacht, ein gemeinschaftliches Leben führen sollten.
Die freudige Aufnahme, die Ludwig (16. Februar 1330) in
München fand, dazu die Wahrnehmung, daß Deutschland
trotz der vielen über ihn ergangenen Bannflüche ihm treu geblie-
den, erfüllten Ludwig mit unbeschreiblicher Freude, die nur durch
Eines getrübt ward, durch die fortgesetzte Feindseligkeit des Papstes.
Ueberzeugt, daß eine Aussöhnung mit Johann Xxii für Deutsch-
land nur vortheilhast fein könne, erklärte Ludwig zu Neustadt
in der Nheinpfalz vor dem Könige Johann von Böhmen und
dessen Oheim, dem Erzbischof Balduin von Trier, daß er vom
Papste Nikolaus V und von der Berufung an ein Concilium ab-
stehen wolle, nur müsse ihn der Papst vom Kirchenbanne loösprechen
und in der kaiserlichen Würde bestätigen. Zu Pfingsten (26. Mai)
1330 gingen Eilboten mit diesen Vorschlägen nach Avignon ab,
aber Johann Xxii wies dieselben entrüstet zurück und forderte
die Kurfürsten (30. Juli 1330) auf's ueue zur Wahl eiueö an-
dern Königs auf. Köuig Johann von Böhmen erbot sich
nun, die Vermittlung beim Papste zu übernehmen, und beredete
Ludwig, er möge ihn, um fein Geschäft mit mehr Nachdruck
betreiben zu können, zum Reichs Verweser in Italien ernennen.
Ludwig that es, ward aber bald inne, daß König Johann diese
Erhebung nur dazu benütze, die italienische Königskrone an sein
Haits zu bringen 56). Als ihm Ludwig deshalb die Reichsver-
weser-Stelle abnahm und diese dem Herzoge Otto von Oester-
reich, dem jüngsten Bruder des am 20. Januar 1330 verstor-
benen Friedrichs des Schönen, übertrug, erschien Johann vor Lud-
wig Iv zu Regensburg und brachte es (1331) dahin, daß ihm
die Verwesung Italiens wieder übertragen wurde. Ein Vortheil
entsprang daraus für Ludwig nicht, denn der Papst wollte weder
den Böhmenkönig noch Otto von Oesterreich als Ver-
weser des lombardischen Königreiches und erblickte in diesen Er-
nennungen Ludwigs nur neue Angriffe auf die Rechte des päpst-
lichen Stuhles. Um die Kluft uicht zu erweitern, ließ Ludwig
zu Avignon wiederholt (14. Oktober 1331 und August 1332)
um Versöhnung nachsuchen, fand aber beide Male kein Gehör,
selbst dann nicht, als er sich bereit erklärt hatte, der deutschen