1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
152 Ober- u. Niederbayern unter Ludwig dem B ay er n.
seiner ersten Gemahlin Beatrix bcigesetzt o"). Diesen: sonst durch
sein einnehmendes, humanes Wesen und dllrch seine Tapferkeit
hervorragenden Könige fehlte es — namentlich in den Tagen
des Mißgeschickes — an Festigkeit und Consequenz des Handelns,
au muthiger Ausdauer, so wie au diplomatischem Takt. Er
hinterließ mehrere Töchter und sechs Söhne; aus der (ersten)
Ehe mit Beatrix von Glogan stammte Ludwig V, der
Brandenburger (gcb. 1315) und Stephan Ii, von den
vielen Hackeln seines Leibrockes „Fibulatus" oder „mit der
Hafte" zugenannt (geb. 1317); aus der Ehe mit Margaretha
von Holland stammten: Ludwig Vi, der Römer (gcb. 1328),
Wilhelm I (geb. 1330), Albrecht I (geb. 1337) und Otto V
(geb. 1347). Außer den sechs ehelichen Söhnen hinterließ Lud-
wig Iv einen unehelichen Sohn, Ludwig von Reicherts-
hofen, dessen Geburt vor seine erste Verehelichung fällt.
In die Negierungszeit Ludwigs Iv fallen furchtbare Natur-
ereignisse, durch welche die damaligen Menschen schwer heimgesucht
wurden. Im Jahre 1337 erschien ein großer Komet, welchen
man sogleich als den Vorläufer großen Unheils betrachtete und
in diesem Wahne sich bestärkt sah, als in den drei nachfolgenden
Jahren eine ungeheure Menge Heuschrecken zum Vorschein kam,
welche an vielen Orten große Hungersnoth herbeiführten. Im
Jahre 1347 verheerte ein furchtbares Erdbeben Cypern,
Griechenland, Italien und die Alpenländer bis Basel, wobei die
Luft übel riechend und betäubend wurde und feurige Meteore am
Himmel leuchteten. Den Schluß dieser Schrecknisse machte der
sogenannte schwarze Tod, eine furchtbare Seuche, welche von
China aus sich durch ganz Asien und von hier durch genuesische
Schisse nach Aegypten, Italien bis in den Norden Europas ver-
pflanzte. Die Krankheit zeigte sich durch Beulen von der Größe
eines Eies, erst an einzelnen Stellen, dann am ganzen Körper,
endlich durch gelbe oder schwarze Flecken, die bei Einigen groß
aber sparsam, bei Andern klein aber zahlreich waren und die Be-
nennung der „schwarze Tod" veranlaßten. Die Aerzte nannte
sie „Pest an den Halsmandeln (pestilentia glandium)", weil
der Hauptsitz des Hebels im Schlunde war. Die Leidenden ver-
schieden meist am dritten Tage, sobald die Flecken von den Armen
oder Schenkeln, wo sie zuerst erschienen, über den übrigen Leib
sich verbreiteten. In Wien starben täglich 480 — 720, einmal
960 Menschen; in Passau täglich 150 —180, einmal 330; in
Mühldorf blos von den bessern Einwohnern zusammen 1400.