1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Bayern-Holland unter Margaretha u. Wilhelm I. 165
zu entsagen, und so kam es zwischen Mutter und Sohn im
Jahre 1350 zum Krieg, welcher an Heftigkeit zunahm, als Ste-
phan Ii mit den ihm bcigegebenen Brüdern, Wilhelm I und
Al brecht I, im Jahre 1353 eine neue Theilung der im Jahre 1349
ihnen zugefallenen Erbschaft einging und dabei die vier niederlän-
dischen Provinzen an Wilhelm I abließ, ohne die Rechte pünktlich
sestznstellcn, welche der Mutter auf diese Provinzen zukamen. Bald
war die Partei Margaretha's, die Häcks oder Hallenser
genannt, bald die Partei Wilhelms I, die Kabels au er oder
Kabel genfer66), im Vortheile, bis durch die Vermittlung von
Margaretha's Schwester Philippe, der Gemahlin des englischen
Königs Eduard Iii66), am 7. September 1354 ein Vergleich
zu Stande kam, nach welchem die Regierung der nördlichen
Provinzen dem Sohne, die der südlichen der Mutter zustand.
Der vielen Unannehmlichkeiten müde zog sich Margaretha
(1355) nach Hennegau zurück und starb am 23. Juni 1356
zu Valenciennes, wo sie auch bestattet wurde. Ihre Besitz-
ungen in den Niederlanden erbten ihre Söhne Wilhelm I
und Albrecht I, ihre Güter in Bayern fielen Stephan Ii
von Niedcrbayern-Landshut zu.
Unglücklicherweise verfiel Wilhelm I schon gegen das Ende des
Jahres 1356 in Wahnsinn, der sich binnen kurzer Zeit so steigerte,
daß Wilhelm einen Herrn von Wateringen, eine allgemein
geschätzte Person, ohne irgend eine Veranlassung mit eigener Hand
tödtctc. Dicß bewog seine Umgebung, ihn nach Quesno i in Henne-
gau in Verwahr zu bringen. Da die Ehe, welche er (1352) mit
Mechtilde, der Tochter des Herzogs Heinrich Ii von Lancaster,
geschlossen hatte, kinderlos geblieben war, so luden die niederlän-
dischen Stände (1358) Albrecht von Niederbayern-Strau-
bing ein, die Regentschaft in den Niederlanden zu übernehmen.
Für Herzog Albrecht kam diese Einladung zur ungelegen-
sten Zeit, denn es stand gerade die Entscheidung bevor, ob ein
mit Kaiser Karl Iv abgebrochener Krieg67) neuerdings beginnen
sollte. Zum Glücke Albrechts hatte dessen Feldherr Peter
Chamerauer über des Kaisers Feldherrn Dietrich Gug elweit
(früher Mönch, dann Bischof von Minden, zuletzt Führer eines
kaiserlichen Heeres) kurz vorher einige Vortheile errungen und