1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Maximilian I.
wurde von der französischen Politik schlau benutzt, um den
Kurfürsten von Bayern, der acht und zwanzig Jahre seinem
Kaiser treu gedient, von diesem zu trennen. Am 14. März 1647
schloß der Kurfürst Maximilian zu Ulm mit Franzosen
und Schweden einen Waffenstillstand, demgemäß diese alle Plätze
in Bayern räumten, der Kurfürst aber alle Eroberungen in
Schwaben herausgab und versprach, „die unter ihm stehende
Reichsarmada" von des Kaisers Waffen abzuziehen. Hugo
von Gel een, der bayerische Oberbefehlshaber, legte aus Ent-
rüstung über diesen Schritt des Kurfürsten den Oberbefehl nieder
und erklärte sich sogar bereit, trotz seines Ueberdrusses am Krieg
beim Heer des Kaisers einzutreten. Johann von Werth hielt
Maximilians Waffenstillstand mit den Franzosen, Schweden
und deren Verbündeten für ein Unrecht, das ihn seiner
Pflichten gegen den bayerischen Kurfürsten enthebe, und wollte
mit seinen Soldaten zum Kaiser übergehen. Diese verließen
ihn aber auf dem Marsch von Vilshofen nach Berlasreuth
bei Paffau, da gewinnsüchtige Offiziere die 10,000 Thaler er-
beuten wollten, die Maximilian auf Werths Kopf gesetzt
hatte, und eine Meuterei gegen den ältesten Feldherrn Bayerns
anzettelten. Mit Mühe rettete Werth fein Leben und sprengte
mit dem ihm ergebenen Obersten Spork ohne Heer in's kaiser-
liche Feldlager. Ferdinand Iii hob sogleich die bayerische
Achtserklärung gegen Werth auf, schenkte ihm als Entschädig-
ung für seine in Bayern consiseirtcn und verbrannten Güter
die Herrschaft Benadeck in Böhmen und erließ ein öffentliches
Abberufungsschreiben an alle Offiziere des bayerischen Heeres,
das Maximilian in der Urkunde des Ulmer Vertrags im
Widerspruche mit den Bestimmungen des Prager Friedens-
schlusses eine „Reichsarmada" genannt hatte.
Das von allen seinen Fürsten im Stiche gelassene deutsche
Oberhaupt, Kaiser Ferdinand Iii, blieb aus dem Kampfplatze
muthig und mannhaft unter den Waffen. Da der alte Gallas
gestorben und der Erzherzog Leopold Wilhelm in den Nieder-
landen als Feldherr nöthig war, erhob Ferdinand, entschlossen,
den Krieg auch allein fortzuführen, den aus hessischen Diensten
in kaiserliche übergetretenen General Mel ander (Holzapfel) zum