1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Karl Theodor.
bachischen Hausverträgen gemäß nach dem Tode des kinderlosen
Kurfürsten Max Iii Joseph die bayerischen Lande als Erbe zu-
gefallen waren, traf am 2. Januar 1778 in München ein und
wurde hier vou den Behörden und dem Militär, die zwei Tage
vorher den Eid der Treue in die Hände des pfälzischen Gesandten
geleistet hatten, als Herrscher begrüßt. Bayern und Pfalz,
448 Jahre von einander getrennt, standen jetzt wieder unter
Einem Regenten und wurden zusammen „Knrpfalzbayern"
genannt.
Der neue Kurfürst war kaum einige Tage in München,
so vernahm man schon, daß zu gleicher Zeit zwei österreichische
Heere in Bayern eingebrochen seien, das eine in Niederbayern-
Straubing das andere in die Oberpfalz, um für Oesterreich An-
spruch auf bayerisches Gebiet geltend zu machen. Von den
Bayern wußte keiner dieses Beginnen Oesterreichs zu erklären,
nur der Kurfürst Karl Theodor und einige seiner vertrauten
Näthe, darunter sein erster Staatsminister, Heinrich Anton
von Beckers, und sein Gesandter am Wiener Hofe, Freiherr
von Ritter, kannten die Ursache. Der österreichische Minister
Graf Kaunitz hatte schon vor dem Jahre 1777 einen kühnen
Plan entworfen, dessen Gelingen von der Person des Kurfürsten
Karl Theodor abhing: Karl Theodor sollte Bayern an
Oesterreich abtreten und dafür die Niederlande nehmen, an
die sein Jülich grenzte. Karl Theodor, dem München, die
Hauptstadt Altbayerns, herzlich zuwider war und Mannheim und
Düsseldorf, an die ihn die Erinnerungen seiner lustig verlebten
Jugend fesselten, über Alles gingen, zeigte sich dem Vorschläge
nicht abhold, aber die Ausführung desselben machte die äußerste
Vorsicht nöthig, weil eine Vergrößerung Oesterreichs um ganz
Bayern die Eifersucht nicht blos Frankreichs und Rußlands,
sondern auch und insbesondere die Preußens erregt und einen
Krieg veranlaßt hätte. So willkommen dieser auch dem jungen
Kaiser Joseph Ii (1765 — 1720) war, so sehr wurde er von
der noch lebenden Kaiserin-Mutter Maria-Theresia zu ver-
meiden gesucht. Nun ließ Joseph sich von dem schlauen
Kaunitz, der überall Rath wußte, bestimmen, alte Ansprüche
Oesterreichs ans einen Theil von Bayern geltend zu machen.