1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Bayern unter Karl Theodor.
Niederbayern, Oberpfalz und Pfalz-Neuburg (14. Dezember 1781)
verwendete, hauptsächlich aus dem Grunde, um seinen natürlichen
Sohn, den Fürsten von Bretzenheim, als Großprior zu ver-
sorgen, führte bittere Klagen herbei, weil dadurch große Summen
ihrem bisherigen Zwecke entfremdet wurden und der Unterricht an
Gymnasien und Lyceen ganz in die Hände der Klostergeistlichen
gelegt werden mußte. Als man in der Folge wahrnahm, daß
die Klostergeistlichen die ihnen anvertrauten Schulen (1781 —
1800) mit Eifer und Erfolg besorgten, verstummten die Klagen
allmählig, doch blieben die, welche mit Würden der neu gestifteten
Maltheserzunge bedacht worden waren, für Viele ein Gegenstand
der Anfeindung. Auch das erregte Anstoß, daß Karl Theodor
dem Damenstifte zur hl. Anna in München, welches Maria
Anna Sophia, die Wittwe des Kurfürsten Mar Iii Joseph,
im Jahre 1781 gegründet hatte, das den Salesianerinen
gehörige Kloster zuwendete und letztere in das wegen vieler Schul-
den ausgehobene Kloster Jndersdorf versetzte. Den Stiftsdamen
schenkte er etwas später die gleichfalls überschuldete Prämonstra-
tenser Abtei Osterhofen. Um bei Verleihung von Pfarreien
nicht nach Willkür oder auf bloße Empfehlungen hin verfahren
zu müssen, ließ Karl Theodor den 1780 eingeführten Pfarr-
amt s-Conen rs jährlich halten und bestand daraus, daß Keinem
eine Pfarrei verliehen werde, der im Concurse nicht befriedigt
hatte.
Mit der bayerischen Armee, für welche in der letzten Zeit
des Kurfürsten Mar Iii Joseph wenig mehr geschehen war, nahm
Thompson im Aufträge Karl Theodors eine gründliche Reform
vor, ohne jedoch den Militär-Etat von 2,700,000 Gulden zu
überschreiten. Eine der ersten Neuerungen auf diesem Gebiete
war die 1780 begonnene Errichtung eines Land esse cur itäts-
Corps (Gensdarmerie-Corps), dem die Aufgreifung aller Ver-
brecher zustand. Das von Mar Iii Emanuel gegründete K a -
dettencorps, durch die bayerische Herzogin - Wittwe Maria
Anna Charlotte 1778 in eine Landesakademie umgewan-
delt, wurde 1786 wieder als Militärakademie zur Bildung
guter Ober- und Unteroffiziere hergestellt.
Da bei den enormen Auslagen, welche Karl Theodor für
alle Zweige des Staatshaushaltes machen ließ, große Geldnoth
eintrat, wendete sich der Kurfürst auf den Rath seines Finanz-
ministers, des Freiherrn von Bettschart, an den Papst
Pius Vii (1775—1799) und erhielt von diesem gegen das Ende
seiner Regierung (1798) den zehnten Theil des Stammvermögenö
aller Klöster und Stifter, ungefähr 15 Millionen, zugesprochen,
die unter großem Widerspruche der Landstände erhoben wurden.