1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
342 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
Pensionsverpflichtung an die Mitglieder der aufgelösten Hoch-
stifter und Klöster eingezogen wurden. Die Art und Weise, wie
einzelne Kommissäre gegen den Willen des Kurfürsten
bei der Aufhebung der Klöster verfuhren, minderte den erwarteten
finanziellen Gewinn und verletzte vielfach sowohl Personen als
ganze Gemeinden. Aus den Kunstschätzen, Bibliotheken, Archiven
und wissenschaftlichen Sammlungen der Klöster wurde zwar
Manches, was einer schnellen und oberflächlichen Untersuchung
als werthvoll erschien, der Akademie der Wissenschaften, der Ge-
mälde-Gallerie in München, der Landesuniversität und einzelnen
Lehranstalten zugewendet, allein es gingen dabei viele unersetzliche
Werke der Wissenschaft und Kunst und manches Denkmal der
Geschichte zu Grunde. Die Mitglieder der aufgehobenen Klöster
wurden theils pensionirt, theils für den Unterricht und Kirchen-
dienst verwendet, theils in sogenannten Centralklöstern (be-
sonders Mendikanten und Nonnen) untergebracht. Der nämliche
Zeitgeist, welcher rücksichtslos Stifter und Klöster zertrümmerte,
waltete auch vom Jahre 1800— 1806 in allen religiösen
und kirchlichen Verhältnissen. Daher zu meist jene vielen
Verordnungen über Aufhebung und Beschränkung der Bitt- und
Kreuzgänge, der Wallfahrten und Bruderschaften, der Feiertage,
Kirchenfeste und Gottesdienste, über Abbrechung von Kirchen,
Kapellen, religiösen Denkmälern, über Aufhebung und Errichtung
von Pfarreien u. s. w., welche häufig den religiösen Sinn des
Volkes wie die Rechte der kirchlichen Behörden, die dabei selten
gehört wurden, verletzten. Die Landschaft zeigte sich zwar diesen
und anderen Neuerungen abgeneigt und trug auf einen Landtag
an, allein die Wirksamkeit der Landschaft, welcher seit Aufhebung
der Klöster der ganze geistliche oder Prälaten-Stand fehlte, befand
sich selbst im Zustande des Erlöschens.
Für die Pflege des Unterrichts und der Wissenschaften
wollte Max Iv viel geleistet wissen, aber die mit dem Vollzüge
seiner Instruktionen Betrauten verfuhren häufig ohne die nöthige
Rücksicht auf den National-Charakter, auf die Sitten, Gebräuche
und den kirchlichen Glauben des Volkes. Die vielen Veränder-
ungen, welche in dieser Beziehung erfolgten, begannen mit der
Versetzung der Landes-Universität von Ingolstadt nach