1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
397
Kurze Geschichte der Rheinpfalz.
seinen Gegnern ward er nur „der böse Fritz" genannt. Um den wider-
spenstigen Vasallen, die sich vom kurpfälzischen Verbände losznreißen suchten,
mit mehr Nachdruck begegnen zu können, ließ er sich am 6. September 1451
von den Angesehenen des Landes (denn eigentliche Stände gab es nicht) die
Regierung sammt der Kurwürde förmlich übertragen, versprach aber
dagegen, sich nicht standesmäßig zu verheirathen, damit seinem Mündel und
Adoptivsöhne Philipp die Kur würde und das dazu gehörige Land um
so sicherer bewahrt bliebe. Vom Papste Nikolaus V und den Kurfürsten
des deutschen Reiches ward Friedrich I als Kurfürst anerkannt, die
Rheinpfalz huldigte ihm fast ohne Widerrede, aber der Kaiser Frie-
drich Iii (1440—1493) erklärte sich wider ihn, und die Ob er Pfalz
lehnte es ab, Friedrich I als Kurfürsten anzuerkennen. Um den Wider-
stand in der Oberpfalz zu brechen, rückte Friedrich I, der am 17. De-
zember 1451 zu Lauingen mit dem Herzog Ludwig Ix von Bayern-
Landshut ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen hatte, mit einem Heere
vor Amberg und zwang die Bewohner*) dieser Stadt zur Huldigung
(2. Februar 1454). Nach einiger Zeit gab auch Kaiser Friedrich Iii
nach und nahm (Dezember 1454) den Pfalzgrafeu Friedrich I in das
Kurfürsteucollegium auf. Aber in dem Herzen des Kaisers blieb eine arge
Verstimmung zurück, die neu erregt wurde, als Kurfürst Friedrich I dem
Herzog Ludwig Ix von Bayern-Landshut bei der Eroberung Donau-
wörths (1458) Unterstützung gewährte und nach der zweispaltigen Wahl
für den erzbischöflichen Stuhl in Mainz gegen des Kaisers Willen zuerst
für den Grafen Adolf von Nassau gegen den Grafen Diether von
Isenburg (Sieg Friedrichs bei Pfeddersheim unweit Worms am 4. Juli
1460), und dann für Diether gegen den Grafen Adolf von Nassau
die Waffen ergriff. Auf Veranlassung des Kaisers Friedrich Iii zog der
Graf Ulrich V von Württemberg, der Markgraf Karl von Baden,
der Bischof Georg von Metz und der Pfalzgraf Ludwig der Schwarze
von Pfalz-Simmern wider den Kurfürsten Friedrich I iu's Feld, er-
litten aber bei Seckenheim (30. Juni 1462) eine empfindliche Niederlage.
Friedrich I behielt selbst dann, als sein Mündel Philipp volljährig
wurde, mit dessen Zustimmung die Regierung des Landes und die Kurwürde
bei trotz der Reichsacht, die Kaiser Friedrich Iii (27. Mai 1474) zu
Augsburg über ihn verhängte. Am 12. Dezember 1476 verschied Kur-
fürst Friedrich I und hinterließ aus der Ehe, die er im Jahre 1460 mit
der Augsburger Bürgerstochter Klara Dettin (von ihm zum Fräulein
von Dettingen erhoben) geschlossen hatte, einen Sohn, Ludwig, von dem
die Fürsten und Grafen von Löwenstein stammen.
8 10. Nach dem Tode Friedrich I übernahm dessen Nesse, der schon
genannte Philipp I, der Aufrichtige (1476—1508), die Regierung mit
der Kurwürde. Dieser erbte 1499 die Linie Pfalz-Mosbach-Neumarkt
gemäß den Verträgen, die er 1479 und 1490 mit Otto Ii von Pfalz-
M os b a ch - N eu m ar kt eingegangen hatte. Von seinen Söhnen hatte sich
der Drittgeborne, Rupert, mit Elisabeth, der Tochter des Herzog Georg
des Reichen von Bayern-Landshut vermählt und dadurch Aussicht gewonnen,
Bayern-Landshut bei dem Tode seines Schwiegervaters zu erben. Als
dieser Todesfall 1503 wirklich eintrat, entspann sich zwischen Rupert und
*) Fünf Rath sperren wurden ob ihres Widerstandes, den sie dem Ge-
waltstrerche Friedrichs entgegengesetzt, ans dem Marktplatze enthauptet, ein
'.b^.übr entkam durch die List seiner Frau, die ihn in den Bauch einer Kuh
emnayen und diese aus der Stadt fahren ließ, unter dem Vorwände, daß die
Kuh durch eme Seuche gefallen sei.