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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 407

1868 - München : Lindauer
407 Kurze Geschichte der Rheinpfalz. ward deshalb von Preußen und Braunschweig zu der am21. November 1705 erschienenen Religionsdeclaratiou genöthigt, welche den Protestan- ten größere Freiheit in der Ausübung ihrer Religion gewährte. In dem spanischen Erbfolgekriege stand er auf Seite seines Schwagers, des Kaisers Leopold I, und erhielt von diesem die durch die Aechtung des Kur- fürsten Max Emanuel erledigte Oberpfalz sammt der Grafschaft Cham, den böhmischen Lehen und dem Erztruchsessenamte (1706 —1714). Zur Feier dieses Ereignisses erneuerte er 1708 den Hubertus- Orden, welchen Graf Gerhard V von Jülich im Jahre 1444 wegen eines am St. Hubertustage erfochtenen Sieges gestiftet hatte (Kurfürst Max Iv Joseph erhob ihn am 30. März 1800 zum ersten Orden Bayerns), stellte aber sämmtliche Erwerbungen im Jahre 1714, als Max Emanuel nach Bayern zurückkehren durfte, an diesen zurück. Die Stadt Düsseldorf, wo er gewöhnlich residirte, verschönerte er mit Prachtbauten aller Art und legte daselbst die berühmte Bild er galle rie an, welche später Karl Theo- dor mit der Münchner vereinigte. Johann Wilhelm starb 1716, ohne Kinder zu hinterlassen, und hatte zum Nachfolger seinen Bruder § 32. Jiari Philipp (1716 — 1742). Dieser war sehr jung Dom- herr und Maltheserritter geworden, hatte aber, als die erste Ehe seines Bru- ders kinderlos blieb, beide Würden niedergelegt und sich (1688) mit Louise Charlotte, des polnischen Fürsten Bogislauö Radzivil Tochter (ch 1695), und später (1701) mit Therese Katharina, einer Tochter des polnischen Fürsten Joseph Karl von Lubomirsky, vermählt. Gestützt auf die vierte Klausel des Ryswicker Friedens, welche den Katholiken in der Rheinpfalz einige Vorrechte einräumte, entzog er 1719 den Protestanten in Heidelberg, das er als Residenz gewählt, die Benützung der dortigen Kirche zum heiligen Geist und verbot den Heidelberger Katechismus, weil die- ser beleidigende Stellen gegen die Katholiken enthielt. Als nun die prote- stantischen Einwohner Heidelbergs beim Reichskammergericht gegen ihn Klage führten, verlegte er 1720 seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim und suchte dieses auf jede Weise emporzubringen. Zur Zeit, wo diese Uebersiedlung des Hofes nach Mannheim erfolgte, hatte Karl Philipp alle seine Kinder bis auf eine Tochter, Elisabeth, die seit 1717 mit Joseph Karl Emanuel, dem Erbprinzen des Pfalzgrafeu Theodor von Sulzbach, vermählt war, durch den Tod verloren und sein Bruder Franz Ludwig, der noch lebte, war 1716 zum Kurfürsten und Erz- bischof von Trier erhoben worden. Es stand sonach das Aussterben des Neuburger Mannsstammes nahe bevor. Dieser Umstand und der neu ausgebrochene Streit wegen der Jülich'schen Erbfolge, die Preußen für die Linie P f a l z - S i m m e r n - Z w e i b r ü ck e n - Z w e i b r ü ck e n zu S u l z b a ch nicht gelten lassen wollte, führte eine Annäherung zwischen den bayerischen und pfälzi- schen Wittelsbachern herbei. Es wurde zwischen den damaligen weltlichen und geistlichen Häuptern des Gesammthauses Wittelsbach, nämlich dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, dem Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz, dem Kurfürsten und Erzbischöfe Klemens August von Köln (Max Emanuels Sohn) und dem Kurfürsten und Erzbischöfe Franz Lud- wig von Trier (Bruder des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz), am 15. Mai 1724 ein Vertrag abgeschlossen, durch den sie die Verbindlichkeit eingingen, ihre sämmtlicheu Besitzungen gemeinsam zu vertheidigen und zu diesem Zwecke ein Heer von 30,000 Mann zu unterhalten; in Betreff des Reichsvikariates (siehe oben Seite 270 den hierüber ausgebrochenen streit) kam man überein, daß es fortan von Bayern und der Kurpfalz gemeinschaftlich geführt werde. Zwei Jahre darauf (1726) wurden über Jülich und Berg zwischen dem Kaiser, Kurpfalz, Preußen und
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