1868 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1868
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Beilagen zum fünften Zeitraum.
fragt, äußerte, daß Galeazzo keineswegs ein Freund Ludwigs sei, sondern
ein geheimes Einverständniß mit dem Papste unterhalte. Als Ludwig eines
Tags bei ihm zur Tafel saß, starb Stephan, des Galeazzo jüngster Bruder,
plötzlich au einem Tranke, den er als Mundschenk Ludwigs diesem eben
überreichen wollte. Als hierauf Marco Visconti gegen seinen Bruder Galeazzo
aussagte, daß dieser den Gifttrauk gemischt, ließ Ludwig den Galeazzo mit
seinem Sohne Azzo und seinen zwei Brüdern Johann und Luchin auf
die Eitadelle nach Monza bringen.
53. Schon während ihres Aufenthaltes in Rom hatten die Prinzen
Rudolf Ii und Rupert I ihrem Oheim (14. April 1328) klagend geäußert,
daß ihnen dem Münchner Vertrag vom Jahre 1313 zufolge der väterliche Besitz
erst nach dem dereinstigen Ableben Ludwigs zukommen solle. Als Ludwig, deren
Beistandes bedürftig, ihnen in einer Urkunde die Herausgabe ihres Erbes
verheißen, so bald durch Schiedsrichter die Feststellung des ihnen gebührenden
Antheils erfolgt sein würde (Rom 14. April 1328), war Rudolf Ii mit
dieser Urkunde nach Bayern geeilt und hatte nach längerem Aufenthalte im
Nordgau und zu München einen Theilungs- Entwurf zu Stande gebracht.
Die in der Urkunde von Rom für beide Theile bestimmten Schiedsrichter
waren: Heinrich von Gumppenberg, Heinrich von Sur, Heinrich
Truchseß von Sulzbach, Heinrich der Eysolzrieder, Dietrich von
Chürn, Weigl von Trausnitz, Heinrich der Preysinger von
Wolnzach, oder, wenn derselbe nicht im Lande sein sollte, Otto von
Greifenberg.
54. Der Tod Friedrichs des Schönen, welcher am 20. Januar
1330 eintrat, und die Rüstungen, welche die vom Papste aufgereizteu Söhne
Friedrichs des Schönen Vornahmen, vereitelten den beabsichtigten Zug.
55. Der erste Stiftungsbrief ist nicht mehr vorhanden. Aus einem
Consens des Königs Johann von Böhmen vom Jahre 1330 ist aber ersicht-
lich, daß der Kaiser den ganzen Ammergau, über den bisher das Kloster
Steingaden Vogteirechte hatte, zu der Stiftung bestimmt und deshalb den
Ammergau, welcher bis dahin Reichs gut war, mit Einwilligung der Kur-
fürsten in ein Allod verwandelt habe. In der Folge schenkte er noch die
Hofmarken Peitingau und Mähringen dazu. An der Stelle, wo das
Kloster gebaut wurde, stand früher ein römisches Castrum und später die Zelle
Ettikos. Bei Ausgrabung des Bodens zur Gruudfeste (April 1330) fand
man in der Tiefe acht Leichname, und als man in der Folge, wo ein Theil
des Gebäudes einstürzte, noch tiefer grub, fand man weitere neun Leichen,
wahrscheinlich ans den Römerzeiten. Nach dem Tode Ludwigs des Bayern
zogen dessen Söhne den größten Theil der Einkünfte dieses Stiftes an sich
und ließen nur so viel übrig, daß sich die Mönche halten konnten. Später
wurde zu Ettal eine Ritter-Akademie (Erziehungs-Anstalt für Adelige) er-
richtet, neben welcher das Kloster fortbestand.
56. Den ersten Verdacht erregte Johann dadurch, daß er seinen zweiten
Sohn Johann Heinrich mit Margaretha Maultasche vermählen
ließ, wodurch er Kärnthen, Krain und Tyrol mit seinem Reiche zu verbinden
dachte; dazu kam noch, daß fein ältester Sohn Karl in Pavia seine Residenz
aufschlug und überall das Gerücht begünstigte, daß er zum König von
Italien bestimmt sei.