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1. Geschichte der Römer - S. 294

1836 - Leipzig : Baumgärtner
294 hoben ein klägliches Geschrei. Seine Sklaven, ein Unglück ahnend, nahmen ihren Herrn daher halb mit Gewalt auf und trugen ihn in einer Sanfte nach dem Meere zu, wohin der Weg durch schattig, Baumgange führte. Unterdessen waren die abgeschickten Mörder, der Hauptmann Herennius und der Tribun Popilius Lanas, den Cicero einst gegen eine Anklage wegen Vatermord vertheidigt hatte, mit ihren Helfershelfern auf dem Landgute angekommen. Als sie das- selbe vergebens durchsuchten, soll entweder ein Schuster, oder ein Frei- gelassener von Cicero's Bruder, Namens Philologus, von Cicero früher in den Wissenschaften unterrichtet, dem Popilius den Weg gezeigt haben. Eilig der Sanfte nachlaufend schreckte er Cicero's Diener, die sich schon zur Gegenwehr anschickten, durch das nichtige Commando: «Die Hauptleute sollen aus dem Hinterhalte vorrücken!" Nun glaub- ten jene, es kamen noch mehrere hinzu und hielten still. Cicero blickte seine Mörder starr an, die linke Hand nach seiner Gewohnheit ans Kinn legend, so daß sie beim Anblick des vier und sechzigjahrigen Greises gerührt wurden und sich abwandten, dann bog er den Nacken freiwillig aus der Sanfte und empfing so den Todesstreich, entweder von Herennius, der ihn zuerst eingeholt hatte, oder von Popilius, der aus Ungeschicklichkeit dreimal hauen mußte. Zugleich schnitten sie ihm die rechte Hand ab, mit der er die philippischen Reden geschrieben hatte. Antonius war beim Anblicke dieser nach Rom geschickten Tro- phäen außer sich vor Freude, schenkte dem Mörder über 56,000 Gul- den und seine rohe Gemahlin Fulvia durchstach die Zunge Cicero's mit Nadeln. Dann wurden Kopf und Hand vor der Rednerbühne aufge- steckt. Spater fühlte Octavian über seinen gegen diesen hochgeachteten Mann begangenen Verrath bittere Reue und ernannte den am Leben erhaltenen jüngern Cicero zum Consul und Oberbefehlshaber in Syrien. Derselbige las als Consul die Nachricht vom Siege bei Actium dem Volke vor und heftete den Brief vor derselben Rednerbühne an, wo früher seines Vaters Kopf gesteckt hatte. Mitten unter diesen Schreckensscenen der Verratherei und Ver- ruchtheit gab es aber auch Beispiele von heldenmüthiger Treue der Gattinnen und Sklaven, und von edler Herzhaftigkeit. Der Geschicht- schreiber Vellejus Paterculus bemerkt, «daß die Frauen damals gegen Geachtete die größte, die Freigelassenen eine mittelmäßige, die Sklaven einige, die Söhne aber gar keine bewiesen haben." Als die Mordgier gestillt war, wurden die Landgüter der Ge- achteten verkauft, aber sie fanden wenig Käufer, denn man versprach sich keinen Segen von solchen Besitzungen, daher sie um einen Spott-
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