1836 -
Leipzig
: Baumgärtner
- Autor: Fiedler, Franz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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würden befördert worden. Galba schickte ihn nach Unter-Germanien,
wo er sich bei dem zur Meuterei geneigten Heere in Köln durch seine
Nachsicht und Nachgiebigkeit bald beliebt machte. Nach Verlauf eines
Monats holten die Soldaten ihn plötzlich aus seinem Schlafgemache
und begrüßten ihn als Imperator. Da auch das Heer im oberu Ger-
manien beistimmte und die Nachricht von Galba's Ermordung eintraf,
so ließ er einen Theili seines Heeres schnell nach Italien gegen Otho
aufbrechen, er selbst zog langsamer nach. Als er das Schlachtfeld bei
Bedriacum besuchte, und einige aus seiner Umgebung vor dem Leichen-
geruche sich entsetzten, versicherte er, »daß der erschlagene Feind sehr
gut-rieche , aber noch besser der Bürger. " Den Dolch, womit sich
Otho getodtet hatte, schickte er nach Köln als ein Weihgeschenk in
den Tempel des Kriegsgortes. Nachdem er in Rom eingezogen war,
überließ er die Regierungsgeschafte Schauspielern, Wagenlenkern und
andern Günstlingen, wahrend er für die Herbeischaffung der kostbarsten
Leckerbissen aus den entferntesten Provinzen sorgte. In einigen Mo-
naten verpraßte er eine Summe von 22 oder gar 42 Mill. Thalern,
und richtete die vornehmsten Familien zu Grunde, wenn er sich bei
ihnen zu Gaste bat. Er pstegte drei oder viermal zu schmausen. Auf
das Frühstück (ssntaeulum) folgte das Mittagsessen (prandium), dann
die Hauptmahlzeit (eoena) um vier oder sechs Uhr Nachmittags, und
auf diese ließ er noch ein Nachtessen mit Trinkgelage (eomi88atio) fol-
gen. Ju einem jeden dieser täglichen Schmause lud er sich oft bei
einem andern vornehmen Römer ein, und jedem Wirthe kostete diese
Ehre wenigstens 10,000 Thaler! Sein Bruder gab ihm einen Em-
pfangsschmaus, wo 2o0o ausgesuchte Fische und 7000 Vögel aufge-
tischt wurden. Eine von dem Kaiser selbst erfundene Art Kuchen hieß
noch lange nachher Vitellianischer Kuchen. Den größten Schmaus ver-
anstaltete er bei der Einweihung einer Schüssel, die er wegen ihrer
ungeheuren Größe »den Schild Minerva's" nannte. Wahrend dieser
Schwelgereien in Rom empörten sich aber die Legionen an der Donau
und in Aegypten und Syrien, welche den Feldherrn Titus Flavius
Vespasianus, der damals Jerusalem belagerte, zum Imperator
ausriefen , zu Alerandria am 1. Juli 69. Dieser überließ nun seinem
Sohne Titus die Fortsetzung der Belagerung und rüstete sich in
Aegypten zum Kriege. Die paunonischen Legionen zogen unter Anto-
nius Primus zuerst nach Italien, schlugen die Vitellianer bei Betria-
cum und Cremona, eroberten und zerstörten diese Stadt, und rückten
gegen Rom, wo Vitellins sich anfangs mit Vespasians Bruder Sabi-
nus in Unterhandlungen eingelassen, dann aber das Kapitol erstürmt