1836 -
Leipzig
: Baumgärtner
- Autor: Fiedler, Franz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ein thatiger Feldherr war, der die Armee in Ordnung hielt und ihr
eine Verfassung gab, die sie bis Constantias Zeiten behalten hat; so
wollte er doch nicht als Eroberer glanzen, sondern erhielt den Frieden
aus der Ueberzeugung, daß er dem Reiche nütze. Daher gewann er
auch Zeit, um im Innern manche Verbesserungen einzuführen, z. B.
im Gerichtswesen, wozu er die alten Gesetze oder Edicte der Prätoren
durch den Rechtsgelehrten Salvius Julianus sammeln und als Hdictum
perpetuum d. h. als bleibendes Gesetzbuch bekannt machen ließ, woran
sich die Richter zu halten hatten. Seitdem horten die Edicte der
Pratoren auf, auch die Senatsconsulte wurden seltner, und an ihre
Stelle trat der kaiserliche Wille, der in Briefen, Rescripten, Edicten,
Decreten und Constitutionen als Gesetz bekannt gemacht wurde. Aus
den Rechtsgelehrten, die den Kaiser als geheime Rathe umgaben,
bildete sich der Reichsrath oder das Ministerium, Konsistorium ?rin-
oipis. Eine durchgreifende Veränderung erfuhr uuter Hadrian auch die
Form der Reichsverwaltung, indem er Staats- Hof- und Kriegsämter
(oificia publica, palatina und militaria) so einrichtete, wie sie bis auf
Constantin blieben, der sie nur vermehrte oder mit neuen Titulaturen
versah. Ungeachtet der rastlosen Thatigkeit schrieb der belesene und in
allen Wissenschaften und Künsten bewanderte und auf seine Gelehrsam-
keit etwas eitle Kaiser doch noch eine Menge Werke, poetische, histo-
rische, militairische, rhetorische, sprach gern und viel mit gelehrten
Männern und beförderte die Gelehrsamkeit. In Rom stiftete er das
Athenäum mit einer Bibliothek, worin Lehrer der Beredtsamkeit, Phi-
losophie und Grammatik unterhalten wurden. Auch war er ein Lieb-
haber des Bauens, und besaß selbst architektonische Kenntnisse. Daß
er aus Eifersucht einen Baumeister Apollodorus tödtete und vom Zorn
sich zur Ungerechtigkeit Hinreißen ließ, gereicht ihm freilich zum Vor-
wurf. Unter seinen vielen Bauten sind berühmt sein Grabmal in Rom,
die Noles Hadriani, jetzt die Engelsburg, und die Villa bei Tibur,
aus einer Menge von Gebäuden in ägyptischen und griechischen Ge-
schmack, jetzt ein Labyrinth von Ruinen, das sieben Meilen im Um-
fang hat, die unerschöpflichste Fundgrube von Kunstwerken für die
neuern Zeiten, und der herrlichste Natur- und Kunstgarten, den je die
Welt sah. Unter Hadrian lebte auch der reiche und großherzige Kunst-
freund, Herodes Atticus aus Marathon, zugleich ein berühmter
Redner, der in Athen und Rom große Prachtgebäude aufführen ließ.
Eine in Wahnsinn ausbrechende Krankheit verdüsterte die letzten
Tage seines Lebens, das er im 63sten Jahre im Bade zu Vajä am
12. Juli 138 beschloß. Da er kinderlos war, hatte er nach dem