1836 -
Leipzig
: Baumgärtner
- Autor: Fiedler, Franz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
379
im Taumel der Trunkenheit von diesem Ausgebote der Soldaten horte,
eilte auf Zureden seiner Gemahlin, Tochter und Tischgenossen nach dem
pratorianischen Lager und versprach, mit seinem Reichthume prahlend,
jedem Prätorianer 3250 Drachmen oder 1300 Thaler. Den Stadt-
prafecten Sulpicianus aber, ver auch auf die Kaiserkrone bot, wiesen
die Soldaten zurück, weil sie ihm als des Pertinar Schwiegervater
nicht traneten, besorgt, er möchte dessen Mord rachen. Die Präto-
rianer öffneten aber nicht sogleich die Thore, sondern ließen über die
Mauer eine Leiter hinab, auf der Julianus in's feste Lager stieg, wo
man ihn als den neuen Herrn begrüßte. Da aber die Soldaten immer
noch einen Angriff des über diese Verhöhnung der Kaiserwürde aufge-
brachten Volkes fürchteten, so führten sie, in voller Rüstung, ihren
Kaiser in den Pallast; es wagte aber unterwegs Niemand dieser Ein-
führung sich zu widersetzen. »Damals begann, wie Herodian bemerkt,
die Verderbniß der Sitten unter den Kriegern: sie lernten eine uner-
sättliche und schändliche Habsucht, und gewöhnten sich, die Ehrfurcht
gegen ihre Obern hintanzusetzen. Denn daß ein so grausames Ver-
brechen des Kaisermords Niemand verfolgte, und Keiner anftrat, um
der unwürdigen Feilschung und dem Verkaufe des Kaiserthums sich zu
widersetzen, das war der Anfang und die Ursache ihres auch später
wiederholten, unziemlichen und ungehorsamen Benehmens, da ihre
Geldgier und Verachtung ihrer Herrscher immer höher bis zum Blut-
vergießen sich steigerte."
Julian setzte nach dem Antritt der Regierung sein Schwelgerleben
fort und machte sich eben so beim Volke verächtlich, wie bei den
Garden verhaßt, weil er den versprochenen Kaufpreis nicht auszahlte;
denn sein Vermögen reichte dazu nicht hin, und die kaiserliche Kasse
war durch des Commodus unsinnige Verschwendung geleert. Da die
auswärtigen Legionen einen so erbärmlichen Kaiser nicht anerkannten
und dasselbe Recht, wie die Garden, zu haben glaubten, so riefen
die syrischen Legionen ihren Befehlshaber C. Pescennius Niger zu
Antiochien, einen schon bejahrten, aber billig denkenden und bei den
vergnügungssüchtigen Syrern beliebten Mann, zum Kaiser aus. In
Britannien übertrugen die Soldaten ihrem Anführer Clodius Albinus
die kaiserliche Würde, und zu Carnuntum trat C. Septimius Se-
verus, ein geborener Afrikaner, ein rüstiger Geschäftsmann und mu-
thiger, in der Verstellungskunst geübter Feldherr von rauhen Sitten,
damals an der Spitze des illyrischen Heeres stehend, als Imperator
auf. Dieser eilte schnell nach Italien, um zuerst den Sitz der Herr-
schaft einzunehmen, während der vergnügungssüchtige Niger in An-