1822 -
München
: Lindauer
- Autor: Westenrieder, Lorenz
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
che uns von ihren Nachfolgern noch im achten Jahre
hunderre von gleichzeitigen, und unverwerflichen Aue
genzeugen in Schriften hinterlassen worden sind. Oer
heil. Bonifacius beschreibet noch im I. 741 die Bai-
ern (Schwaben und Franken) in einem Briefe an
den Pabft Gregor Illten. als „unverständige un-
sinnliche Leute, welche alles nachäffren, was sie sehen,
welche am ersten Jänner das Bachusfest hielten, auf
den Gassen herumranzten, den Tag und die Nacht
schwelgten, unflätige Lieder sängen, und alles trie-
den, was ihnen die viehischen Begierden eingaben."
— Gleichwohl hatten sie damals schon christliche
Lehrer, und sahen die größten Beyspiele von Zucht
und Frömmigkeit; allein sie verabscheuten alles,
was sich auch uur von weitem auf die Unterjochung
der Sinnlichkeit, und auf eine freywillige Bezäh-
mung der Leidenschaften bezog. Jede Einschrän-
kung war ihnen ein Aergerniß, und die Zumuroung,
daß ein Mensch sich selbst beherrschen sollte, d»e al-
lergrößte. Sie sträubten sich aus allen Kräften
wider jede Anstalten, durch welche man wenigst
ihren Kindern einige Empfänglichkeit für bessere
Sitten beybringen wollte, und haßten alles, was
man Wissenschaft heißt, weil, sagten sie, keine
Wissenschaft in junge Gemurher okue Zucht und
Strenge gepflanzt werden könne, bey der Zucht und
Strenge aber dieselbe nothwendig ails ihrer Art
schlagen, den Hang ihrer Väter nach Freyheit ver-
lieren, und bedachclich, sittsam und zaghaft wer-
den müßten. Sie bezogen sich sogar auf die Rö-
mer , welche im Vergleiche mir ihnen vieles von dem,
was man Wissenschaften nennt, besessen hätten, und
(so schlossen sie) eben darum als feige, und ver-
ächtliche Leute überall überwunden worden wären.
Mit