1822 -
München
: Lindauer
- Autor: Westenrieder, Lorenz
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
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heit mächtiger und rüstiger zu machen, als es bey
unaufhörlichen Einfällen feindlicher Gränzvölker wer-
den konnte. Auch stieg die Ergebenheit und Gefäl-
ligkeit des baierischen Hofes gegen den fränkischen
auf einen Grad, bey welchem mau oft selbst in den
Augen derjenigen, welche man sich gewinnen will,
herabgesetzt, und verächtlich wird. Im I. 628 be-
stieg Dagobert Ite den fränkischen Thron, und bald
«achher ereignete sich inpanonnien ein Streit um die
Regemenftelle, wovon das Ende war, daß neuntau-
send Familien aus ihren Wohnsitzen gejagt wurden.
Diese Unglücklichen kehrten sich an den fränkischen
Hof, und baten um Wohnplätze. Dagobert Ite
sagte ihnen die Aufnahme zu, und erließ zu gleicher
Zeit (denn es war bereits spate Herbstzeit) das An-
suchen an die Barer; selben während des Winters
Quartiere zu gönnen. Die Baier nahmen die Hilf-
losen zu sich, und diese setzten in ihre Wohlthäter
das vollkommenste Zutrauen, als vom fränkischen
Hofe eine Auffoderung an den Garibald ergieng, sie
alle ermorden zu lassen. Man weis nicht, soll man
die Eintracht der Nation bey einer so häßlichen Zu-
muthung, oder die, gar nicht rühmliche, Gefällig-
keit des Garibalds, mit welcher er dem fränkischen
Hof eine Probe der Freundschaft geben, und dessen
B eystand wider die Avarer und Slaven gewinnen woll-
te, mit größerer Verlegenheit ansehen. In Einer
Nacht wurden die armen Hilflosen, Väter, Mütter
und Kinder, auf die grausamste Weise, bis auf sie-
benhundert ermordet; welche (vielleicht durch die Hilfe
einzelner mitleidiger Herzen, vielleicht unter einer
besondern Begünstigung des Glücks) entronnen, und
in die wendische Mark zu den Slaven geflohen sind.