1822 -
München
: Lindauer
- Autor: Westenrieder, Lorenz
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
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ten. Da diese wirthschaftlichen Vorschriften auch
Baiern angehen, weil Carl (bey der Entsetzung des
Tassilo Ii. im I. 788, und nachher im I. 794,
wo er denselben auf einer Versammlung zu Frank-
furt noch einmal vorführen, und eine eidliche Verzicht
aufseine ehemaligen Würden und Güter ablegen ließ)
alle baierischen Krön- und herzoglichen Allodiale-
oder eigenthümlichen Familiengüter an sich zog: so
würde man aus eben jener Verordnung auf den
Zustand der baierischen Landwirthschaft schließen kön-
nen , wenn man nicht ans manchen Umständen den
Schluß fassen müßte, daß seine Verordnungen viel-
mehr Vorschriften und Wünsche, wie die Sachen
künftig werden sollten, als wie sie bereits waren,
enthalten. Uebrigens lebte der Monarch, nach der
Art aller großen Männer, äußerst genügsam und
einfach. Seine Kleidung war gewöhnlich ein ge-
meines Landtnch, und nur bey den größten Feyer-
lichkeiten hing er einen Prachtmantel um. Auf sei-
nem Tisch erschienen einzige vier Speisen, und eini-
ges Wildprät, und-nur an den höchsten Festtagen,
welche feyerlichst begangen wurden, lud er Gäste zu
seiner Tafel, und ließ dann diese mit mehrern Spei-
sen besetzen. Alle seine Leute mußten, wenn sie ihm
gefallen wollten, beständig arbeiten, und sogar seine
Töchter mußten, auch auf Reisen, spinnen und
stricken.
3) Carl, genannt der Große, hatte drey
Söhne, von welchen Pipin und Earl vor ihm
mit Tod abgingen. Der jüngste Sohn hieß Lud-
wig I. Da jener Pipin ebenfalls einen Sohn,
genannt Bernhard, hinrerließ, so machte Carl
im Jahre 8^3, auf einem Reichstage zu Aachen, zwi-
K schen
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