1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
212 Friedrich'- I. Kampf mit dem lombardischen Städtebunde.
vischen Völker in Pommern und Mecklenburg sein Gebiet bedeutend erweitert
und bevölkerte das Land durch Anbauer aus Brabant, Flandern und Deutsch-
land; er legte Bisthümer und Stifter an, setzte in diesen Ländern überall
Grafen und Richter ein, schuf Wälder und Sümpfe in fruchtbares Acker-
land um, und wurde so, indem er seine eigene Macht vergrößerte, Beför-
derer der Cultur in Norddeutschland. Er wollte aus seinen beiden Herzog-
tümern ein politisches Ganze bilden, was nicht möglich war, wenn nicht
die Gewalt der geistlichen und weltlichen Großen in denselben möglichst be-
schränkt wurde. Deshalb bot er Alles auf, um die sächsischen Bischöfe,
Fürsten und Grafen wieder zur Anerkennung der herzoglichen Gewalt zu
bringen. Allein diese vereinigten sich gegen ihn und fielen von allen Sei-
ten über ihn her (1166). Seine Hauptfeinde waren die Erzbischöfe Wich-
mann und Hartwich von Bremen, die Bischöfe Hermann von Hildesheim
und Conrad von Lübeck, die Markgrafen Albrecht der Bär von Branden-
burg und Otto von Meißen, der'pfalzgraf Albrecht in Sachsen und der
Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen. Aber der Löwe ließ sich
durch ihre große Zahl nicht schrecken, sondern ließ als Sinnbild seines un-
erschrockenen Muthes vor seinem Residenzschlosse zu Braunschweig einen
großen, aus Erz gegossenen Löwen aufftellen. Dann brach er unerwartet
los, eroberte Bremen wieder, jagte den Bischof von Lübeck aus dem Lande
und verheerte Thüringen und das Erzstift Magdeburg mit Feuer und Schwert.
Voll Siegesfreude feierte er seine Vermählung mit der Königstochter von
England und war im Begriffe, auch seine übrigen Feinde zu demüthigen,
da wurde er nebst seinen Gegnern von dem aus Italien zurückgekehrten
Kaiser auf den Reichstag zu Bamberg (1168) geladen. Jeder mußte seine
Eroberungen herausgebcn und Frieden versprechen.
4. Als so die Ruhe wieder hergestellt war, ließ der Kaiser seinen
ältesten Sohn Heinrich zum römischen Könige wählen, obschon er erst fünf
Jahre zählte, und zu Aachen vom Erzbischof von Eöln krönen. Später
versorgte er auch seine übrigen vier Söhne mit Herrschaften. Friedrich er-
hielt das Herzogthum Schwaben, Cortrad die Güter des früh verstorbenen
Sohnes König Conrad's tll., Otto die Grafschaft Burgund, das Erbe sei-
ner Mutter, und Philipp, der noch sehr jung war, einige geistliche Güter.
Heinrich der Löwe, welcher nicht ruhen konnte, unternahm um diese Zeit
einen Zug in's gelobte Land, erreichte glücklich Jerusalem, und kehrte wohl-
behalten nach Deutschland wieder zurück.
5. Endlich im siebten Jahre seiner Anwesenheit in Deutschland konnte
der Kaiser seine Aufmerksamkeit wieder dem aufrührerischen Italien zuwen-
den, wo der kriegerische Erzbischof Christian von Mainz schon seit drei
Jahren gegen die Feinde des Kaisers kämpfte. Mit einem glänzenden
Heere unternahm Friedrich im Herbste des I. 1174 seinen fünften Zug
über die Alpen. Die Stadt Susa ließ er wegen des vor sieben Jahren
daselbst gegen ihn entworfenen Mordplanes in Asche legen und schritt dann
zur Belagerung der Festung Alessandria. Allein diese leistete ihm einen so
hartnäckigen Widerstand, daß er sieben Monate sie vergebens belagerte, wo-
hei Krankheiten und Ungemach jeglicher Art sein Heer bedeutend schwächten.
Unterdessen hatten die Lombarden ein bedeutendes Heer gesammelt, das ge-
gen Ostern (1175) zum Entsätze Alessandria's heranzog.
6. Da ließ der Kaiser am Grünendonnerstage seine Schaaren gegen
die Stadt anstürmen. Schon drangen seine Krieger durch einen unterirdi^
schon Gang mitten auf^dem Marktplatze der Stadt aus der Erde hervor,
aber der unterirdische Weg stürzte zusammen, die Emgedrungenen wurden