1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Heinrichs Anssiaud gegen seinen Batcr Friedrich tl.
3. Bei seinem Abzüge nach Italien (1220) hatte Friedrich den
Erzbischof Engelbert von Cöln zum Pfleger seines achtjährigen Sohnes
Heinrich, der zum römischen Könige erwählt war, und zugleich zum
Reichsverweser in Deutschland ernannt. Engelbert wird bezeichnet als
ein Mann von großer Umsicht und edler Denkungsweise, als eine Säule
der Kirche und Stütze des Reichs. Nachdem er den jungen König (8.
Mai 12221 zu Aachen gekrönt hatte, durchzog er mit ihm das Reich
von den Alpen bis zur Nordsee, um die Spuren der Kriegszeiten zu
tilgen, der allgemeinen Verwilderung, der Fehdelust und der Willkür
der Großen ein Ziel zu setzen. Und es gelang ihm vollkommen, den
Frieden im Reiche aufrecht zu erhalten und überall einen geordneten
Rechtszustand wieder herzustellen. Den jungen König erzog er mit
Liebe wie seinen Sohn und dieser ehrte und liebte ihn wie seinen Va-
ter. Seitdem aber Engelbert durch einen seiner Verwandten hinterlisti-
ger Weise (1225) ermordet und Heinrich in ihm seinen treuesten und
einsichtsvollsten Rathgeber verloren hatte, neigte er sich immermehr zur
Willkürherrschaft und wandte sich von seinem Vater mehr und mehr ab;
er wurde üppig und ausschweifend, entfernte seine treuesten Rathgeber
und hörte nur auf den Rath von Schmeichlern, welche deren Stelle
einnahmen. In Deutschland herrschte nämlich damals große Unzufrie-
denheit, weil der Kaiser den Reichsstädten die Privilegien und Freihei-
ten, welche er ihnen früher verliehen hatte, wieder entzog und den be-
nachbarten Bischöfen und Fürsten verlieh, wodurch sich aus Kosten der
Städte die Landeshoheit der Fürsten gesetzlich entwickelte, so daß von
da an die monarchische Verfassung allmälig in eine Bundesverfassung
überging. Das Murren über diese Beschränkung der Städte wurde in
Deutschland immer lauter; der römische König Heinrich stellte sich nun
an die Spitze der unzufriedenen Städte und des niedern Adels und er-
hob (1234) offenen Aufstand gegen seinen Vater. Da kehrte dieser im
Frühlinge des I. 1235 aus Italien zurück. Obgleich er im Vertrauen
auf sein Recht und auf die deutsche Treue ohne Heer kam, so konnte er
doch mit bedeutenden Streitkräften, welche ihm von allen Seiten zuge-
führt wurden, seinen Sohn zur Unterwerfung bringen. Dieser warf sich
seinem Vater zu Füßen und erhielt auf dem Reichstage zu Worms
Verzeihung. Als er sich aber nochmals gegen denselben erhob, wurde
er gefangen genommen und nach Apulien in ein festes Schloß gebracht,
wo er nach sieben Jahren starb.
4. Während dieses traurigen Geschäftes erwartete der Kaiser zu
Worms Jsabella, die Königstochter von England, welche er sich nach
dem Tode Jokantha's zur dritten Gemahlin ausersehen hatte. Achtzehn
Tage nach Hemrich's Unterwerfung ließ er sie von Cöln, wo sie von
den Bürgern auf's feierlichste eingeholt war und sechs Wochen zuge-
bracht hatte, nach Worms führen, wo in Gegenwart von vier Königen,
eilf Herzögen und vieler Bischöfe, Grafen und Ritter (im Juli 1235)
mit außerordentlicher Pracht das Vermählungsfest gefeiert wurde.
5. Kurz darauf ging Friedrich nach Mainz, wo einer der größten
und feierlichsten Reichstage stattfand, die je gehalten sind. Gegen acht-
zig Fürsten und Bischöfe und gegen 12,000 Grafen und Ritter hatten
sich zu demselben eingefnnden. • Zunächst wurde Hemrich's Absetzung
förmlich festgesetzt und die Theilnehmer seiner Empörung zur Rechen-
schaft gezogen. Dann erfolgte eine dauernde Aussöhnung mit den Wel-
fen, indem der Enkel Hemrich's des Löwen, Otto der Kleine, die Länder