1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Friedrich Ii. im Streite mit den Päpsten.
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8. Junocenz dagegen wandte sich an die ganze Christenheit und
forderte Alle, namentlich die Geistlichen zu großen Steuern auf zur
Fortsetzung des Kampfes gegen den Kaiser, und obgleich die Könige
von Frankreich und England erklärten, daß Feinde des Papstes nicht
immer zugleich Feinde der Kirche seien und dem entsprechend die päpst-
lichen Legaten von den englischen Baronen aus dem Lande gejagt wur-
den; so kamen doch ungeheure Geldsummen aus England, Frankreich
und Spanien nach Rom. Dieses Geld wirkte sehr gegen Friedrich,
aber noch mehr gegen den Papst. Vergebens versuchte der König von
England und von Frankreich, eine Ausgleichung zwischen dem Papste
und Kaiser herbeizuführen; Innocenz iv. blieb unbeugsam.
9. Als die Bulle über Friedrich's Bannung und Absetzung in
Deutschland bekannt gemacht war, traten die geistlichen Stände zusam-
men und wählten auf die Mahnung des Papstes (22. Mai 1240) zu
Hochheim den Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe, zum
deutschen Könige, welcher die Wahl 'annahm und bald darauf zu
Aachen gekrönt wurde. Sein Anhang, der jedoch meistens aus kleinern
Reichsfürsten, Bischöfen und Grafen bestand, wurde bald so stark, daß
er dem Sohne des Kaisers, dem römischen Könige Conrad, (Aug. 1246)
vor den Thoren Frankfurt's eine völlige Niederlage beibrachte. Doch
erhob sich dieser wieder in kurzer Zeit, da nicht allein die meisten
Städte dem Kaiser treu blieben, sondern auch der Herzog Otto von
Bayern, mit dessen Tochter Elisabeth sich Conrad vermählte, die vor-
nehmste und letzte Stütze des sinkenden Kaiserhauses wurde. Mit ihm
verbündet, lieferte Conrad dem Gegenkönige Heinrich vor Ulm eine blu-
tige Schlacht und erfocht einen vollkommenen Sieg. Heinrich zog ver-
wundet nach Thüringen zurück, wo er bald darnach (Febr. 1247) auf
der Wartburg starb.
10. Da der Kaiser auch jetzt nicht in Deutschland erschien, so
wählten die drei rheinischen Erzbischöfe und der König von Böhmen
den Grafen Wilhelm von Holland zum Könige, welcher erst 20
Jahre zählte und noch nicht einmal die Ritterwürde erhalten hatte.
Allein die sächsischen und süddeutschen Fürsten sowie die meisten übri-
gen Bischöfe hielten treu zu dem rechtmäßigen Könige Conrad. Daher
konnte es zu keiner rechten Entscheidung zwischen den beiden Königen
Conrad und Wilhelm in Deutschland kommen; die Entscheidung hing
von dem Kampfe in Italien ab.
11. Hier hatte Friedrich unterdessen den Krieg mit oft wechseln-
dem Glücke fortgesetzt. Während sein Sohn Enzius und Ezzelin von
Romano in Oberitalien mit tyrannischer Grausamkeit für die Sache
des Kaisers kämpften, unterdrückte dieser einen Aufstand in Apulien
und zog dann ebenfalls nach dem obern Italien, wo sich der ganze
Krieg um die Stadt Parma zusammendrängte. Da sich die Belage-
rung derselben in die Länge zog, so bauete Friedrich dicht neben Parma
eine' Stadt, welche er im Vertrauen auf einen glücklichen Ausgang
Vittoria nannte. Aber ein unerwarteter Ausfall aus der Stadt ver-
nichtete Vittoria und alle bisherigen Anstrengungen des Kaisers (1248),
welchen von da an ein Unfall nach dem andern traf; denn schon im
folgenden Jahre wurde in einem unglücklichen Tressen bei Fossalta sein
vierundzwanzigjähriger Sohn Enzius, den er schon zum Könige von
Sicilien gemacht hatte, von den Bolognesern gefangen genommen und
triumphirend nach Bologna gebracht, wo er trotz aller Anerbietungen