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1. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 234

1862 - Soest : Nasse
234 Das Interregnum. des englischen Königs Heinrich Hi. auf den Thron, während die Ge- genpartei, an deren Spitze der Erzbischof von Trier stand, den König Alphons von Castilien (in Spanien) wählte. Bei dieser Wahl ist zum ersten Male von sieben Churfürsten (d. i. Wahlfürsten) die Rede, denen allein die Königswahl zustehe. Der Vorrang dieser Sieben ging ans von der Kanzlerwürde der drei rheinischen Erzbisthümer Mainz, Trier und Cöln, und den vier Hofämtern des Truchseß, des Marschalls, des Schenken und des Kämmerers, welche die vier großen Herzoge von Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben beklei- det hatten. Die Hohenstaufen hatten das Erzkämmreramt des letzter» an Branden- burg gegeben, das fränkische Erztruchseßamt ging mit der rheinischen Pfalzgrafschaft an die Wittelsbacher über, und Heinrich der Stolze hatte das bayerische Erzscheuken- amt schon an Böhmen abgetreten. 2. Jeder der beiden Gewählten hatte den deutschen Fürsten viel Geld geboten, wenn er gewählt würde, und beide hielten ihr Verspre- chen; denn Alphons schickte große Summen nach Deutschland, ohne je- doch selbst zu kommen; Richard dagegen kam, so wird erzählt, mit zwei und dreißig Wagen nach Deutschland, von denen jeder mit einem mit Geld gefüllten Fasse beladen war, welches drei Ohm hielt. Da er sich außerdem auf einem (1240) von ihm unternommenen Kreuzzuge als einen tapfern und verständigen Mann gezeigt hatte, so war es nicht zu verwundern, daß er in Deutschland freundlich ausgenommen und in Aachen (Mai 4257) gekrönt wurde. 3. Bald nach seiner Krönung kehrte Richard nach England zu- rück, kam jedoch noch dreimal, aber jedesmal nur auf kurze Zeit, nach Deutschland. Sein einziges Verdienst besteht darin, daß er dem Miß- brauche der Rbeinzölle entgegenwirkte und die freien Reichsstädte sehr begünstigte. Er starb (April 4272) in England, wo er nicht anders behandelt wurde, als jeder englische Große. Alphons hat Deutsch- land nie gesehen. Der größere Theil der deutschen Reichsfürsten küm- merte sich weder um den Einen noch um den Andern, sondern war nur darauf bedacht, die Reichshoheit Stück für Stück an sich zu reißen, und sich möglichst unabhängig zu machen. Daher nahmen Unordnung und Gewaltthätigkeit in der kaiserlosen Zeit mit jedem Tage zu, und Fürsten, Grafen, Ritter und Städte führten beständige Fehden mit einander, von denen jeder auf Kosten des Andern zu gewinnen und seine Macht zu vergrößern strebte. 4. In dieser Zeit der größten Verwirrung in Deutschland nahm auch der letzte Sproßling des hohenstaufischen Geschlechts ein schmäh- liches Ende. Nach dem Tode Conrad's Iv., welcher einen dreijährigen Sohn hinterließ, der seiner Jugend wegen Conradin genannt wurde, vertheidigte Manfred, Conrad's Iv. Halbbruder, anfangs für seinen Neffen, dessen Erbländer Apulien und Sicilien. Als er aber darauf ohne Zustimmung des Papstes, seines Oberlehnsherrn, sich selbst zum Könige machte (4258), rief der Papst Clemens Iv. (4265) den fran- zösischen Herzog Carl von Anjou, den Bruder des Königs Lud- wig's Ix., nach Italien und forderte ihn auf, das sicilianische Reich dem Hohenstaufen zu entreißen. Carl erschien mit einem bedeutenden Heere in Italien und besiegte Manfred in der Schlacht bei Benevent (4266). Als dieser sah, daß Alles verloren sei, stürzte er sich mitten in die Feinde und fiel muthig kämpfend. Darauf öffneten alle Städte dem Sieger die Thore und Carl wurde in Apulien und Sicilien als Körrig anerkannt. 5. Allein der Franzose waltete im Lande viel tyrannischer, als
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