1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
24.2
Albrecht I.
3. Nicht bloß dieses ungerechte Verfahren machte den Kaiser Allen
verhaßt, sondern auch seine Geldgier, welche ihn bewog, die freien Städte
übermäßig zu begünstigen. Daher traf man Anstalten, ihn vom Throne
zu stürzen, was namentlich durch Albrecht von Oestereich, der seine
Hoffnung auf die deutsche Krone noch nicht aufgegeben hatte, mit allem
Eifer betrieben wurde. Dieser wußte nämlich durch Versprechungen
die Churfürsten von Böhmen, Sachsen und Brandenburg, und sogar
den Erzbischof von Mainz, den frühern Beschützer Adolfs, für sich zu
gewinnen. Diese hielten (1298) eine Versammlung zu Mainz, entsetz-
ten Adolf als einen des Thrones Unwürdigen, weil er vom Könige
von England Sold genommen und den Landfrieden nicht gehandhabt
habe, und wählten den Herzog Albrecht von Oestereich zum Gegenkönige.
4. Adolf'z Entthronung ist das erste Beispiel der Absetzung eines
Kaisers durch die Churfürsten allein, ohne Antrag oder Beistimmung
des Papstes; denn seit der Absetzung Carl's des Dicken galt der Grund-
satz, ein König oder Kaiser könne nur wegen Vergehen gegen die Religion
allein vom Papste abgesetzt werden. Adolf's Absetzung war auch des-
halb widerrechtlich, da drei Churfürsten ihre Zustimmung verweigerten
und ihm treu blieben. Deshalb beruhete die Entscheidung auf den
Waffen. Bei Gellheim, nicht weit von Worms, trafen (2. Juli 1298)
die beiden Gegner mit ihren Heeren aufeinander; Adolf kämpfte ritter-
lich, wurde aber geschlagen und fiel selbst im Kampfe, wie Einige er-
zählen, im Zweikampfe mit Albrecht. Adolfs Heer zerstreuete sich und
der Sieg war für Albrecht entschieden.
8. 85. 3. Albrecht I. von Oestereich, 1298-1308.
1. Albrecht war ein strenger, aber nicht so finsterer, despotischer
Manu, als gewöhnlich behauptet wird, dagegen voll Herrschsucht und
Landergier und, als er auf den Thron gelangte, schon unter Gefahren
gealtert; doch darf nicht verschwiegen werden, daß er stets Kraft und
Selbstbeherrschung, sowie Pflichttreue und Eifer für Ordnung und Ge-
setz zeigte. Um den Besitz der Krone, welche er durch Waffengewalt
errungen hatte, rechtskräftig zu machen, ließ er sich zu Frankfurt noch-
mals wählen wtb dann erst zu Aachen krönen.
2. Das Hauptziel, welches er während feiner zehnjährigen Re-
gierung verfolgte, war die Vergrößerung seiner Erbländer und seiner
Hausmacht vermittelst des königlichen "Ansehens. Darum kaufte er
andern Fürsten, Bischöfen, selbst einzelnen Rittern eine zahllose Menge
kleiner Güter, Lehen und Rechte ab, und auch das kleinste war ihm nicht
zu gering, wenn es sein Gebiet oder sein Herrenrecht nur um ein We-
niges vergrößerte. Da um diese Zeit die "männliche Linie der Grafen
von Holland ausstarb, so versuchte er zunächst, ihre Besitzungen, näm-
lich Holland, Seeland und Friesland, als erledigte Reichslehen einzu-
ziehen. Aber ein Feldzug, den er mit großer Heeresmacht in jene Ge-
genden unternahm, blieb ohne Erfolg.
3. Nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden gerieth Albrecht
in Streit mit den vier rheinischen Chnrfürsten, denen er, wie er vor
seiner Wähl versprochen hatte, die sehr einträglichen Rheinzölle nicht
Zurückgaben wollte. Sie verbanden sich deshalb mit dem Könige von
Böhmen gegen Albrecht; aber dieser zog schnell ein Heer zusammen, er-
oberte die Pfalz und zwang dann (1302) die drei geistlichen Ehmfürsten