1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Albrccht Ii. von Oesterreich; Friedrich Iii. 269
Dritter Abschnitt: Kaiser aus dem Hause Oesterreich, seit 1438.
§. 94. 1. Albrecht Ii. von Oesterreich. 1438—1439.
1. Nach dem Erlöschen des luxemburgischen Kaiserhauses kam mit
Albrecht Ii. von Oesterreich, dem Schwiegersöhne Sigismund's, das Haus
Oesterreich auf den deutschen Kaiserthron, welchen dasselbe mit einer einzigen
kurzen Unterbrechung behauptet hat bis zur Auflösung des deutschen Reiches
im I. 1806. Albrecht, welcher zugleich als König von Böhmen und Un-
garn seinem Schwiegervater folgte, war ein guter und verständiger Fürst,
der eine große Festigkeit des Willens mit strenger Gerechtigkeit und wahrer
Frömmigkeit in sich vereinigte, und daher große Hoffnungen erregte; allein
theils die Kürze seiner Negierung, theils neue Unruhen in Böhmen verhin-
derten ihn, für Deutschland erfolgreich zu wirken. So kam sein Plan, zur
bessern Handhabung des Landfriedens Deutschland in sechs Kreise einzu-
theilen, nicht zur Ausführung. Albrecht starb schon im zweiten Jahre sei-
ner Regierung, als er von einem Zuge zurückkehrtewelchen er gegen die
Türken unternommen hatte, die in Siebenbürgen eingefallen waren, erst
zwei und vierzig Jahre alt und allgemein betrauert.
2. Während seiner kurzen Regierung hat Albrecht auch eifrig darnach
gestrebt, die wiederum gestörte Eintracht in der Kirche herzustellcn. Das
im I. 1431 zu Basel eröffnete Concil war nämlich bald nachher mit dem
Papste Eugen Iv. zerfallen, weil dieser dasselbe nach einer Stadt in Ita-
lien verlegt wissen wollte. Nur durch die Bemühungen des Kaisers Sigis-
mund war sechs Jahre hindurch der gänzliche Bruch zwischen Papst und
Concil verhindert worden. Als nun aber der Papst das Concil im I.
1437 nach Ferrara verlegte, gehorchte ihm zwar die Mehrzahl, aber die zu
Basel zurückgebliebene Minderzahl stellte wieder den Satz auf, daß eine all-
gemeine Kirchenversammlung über dem Papste stehe, und wählte Felix V.
zum Gegenpapste. Es war Albrecht's Bemühungen nicht gelungen, diese
neue Kirchenspaltung zu verhindern; wenige Tage nach dem Ausbruche der-
selben starb er. Die vom Baseler Concil (1435) gegen Mißbräuche gefaß-
ten Beschlüsse (Reformdecrete) wurden von den deutschen Fürsten durch die
Mainzer Acceptationsurkunde (1439) bestätigt, aber die Absetzung des
Papstes mißbilligt.
8. 95. 2 Kaiser Friedrich Hi.. 1440-1493.
1. Zur Zeit, als Albrecht Ii. starb, waren die habsburgischen Länder
in drei Theile getheilt, nämlich g. in das eigentliche Oesterreich, welches
Ladislav Posthumus, der einzige Sohn Albrecht's Ii. erbte, der erst vier
Monate nach dem Tode seines Vaters geboren wurde; b. Dorder-Oesterreich,
welches Tyrol und Landstriche tm Elsaß umfaßte und von Sigismund be-
herrscht wurde, und e. Inner-Oesterreich, welches aus Steiermark, Cärn-
then und Crain bestand und Friedrich und Albrecht, die Söhne Ernst's des
Eisernen, zu Regenten hatte. Der erstere dieser beiden, ein Vetter des Kö-
nigs Albrecht Ii., wurde nach dessen Ableben als der älteste des mächtigsten
deutschen Fürstenhauses durch die Wahl der Fürsten auf den deutschen Thron
gehoben, welchen er länger, als irgend ein anderer Beherrscher des deutschen
Reiches, nämlich 53 Jahre lang, inne gehabt hat, aber mit weniger An-
sehen, als die meisten seiner Vorgänger und als alle seine Nachfolger.
Friedrich war nämlich ein gutgesinnter, friedliebender, aber sehr langsamer
ruhiger und bedächtiger Herr, dem die einem Herrscher uöthige Kraft und*