1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Maximilian Ii.
illstattet, um den vielen irrigen Meinungen, die sich sonst einschleichen
würden, zuvorzukommen, und aus mehreren Nebeln das kleinste zu wäh-
len. Bei dieser Consession sei für die katholische Religion das Wenigste
zu fürchten, da sie in den meisten Stücken mit dieser übereinstimme
und leicht dazu dienen könne, die Lutheraner wieder ganz mit der Kirche
zu vereinigen."
3. Als Maximilian den deutschen Kaiserthron bestieg, welchen
von da an bis zum Jahre 1806 ununterbrochen die deutsche Linie des
Hauses Habsburg behauptete, waren die Schwierigkeiten der Verhält-
nisse für den neuen Herrscher nach allen Seiten hin nicht gering.
Maximilian hatte nach seiner Thronbesteigung dem Sultan Solyman
Ii* den Tod seines Vaters ankündigen und die Versicherung geben lassen,
daß er die vorgelegten Friedensbedingungen annehmen und halten werde,
und auch der Sultan hatte versprochen, den Waffenstillstand beachten
zu wollen. So schien Alles beruhigt, als plötzlich der junge Fürst von
Siebenbürgen, Johann ^-iegmund, der Sohn Johann Zapolya's, mit
Hülfe von Türken und Tataren die an Siebenbürgen grenzenden Land-
striche Ungarns verwüstete und bis an die Theiß vordrang. Als die
kaiserlichen Truppen ihn zurücktrieben, nahm er zu Solyman seine Zu-
flucht, welcher sich zum Kriegeszug gegen den deutschen Kaiser entschloß.
Dieser sah sich dadurch tzenothigt, die deutschen Stände auf dem Reichs-
lage zu Augsburg (1566) um Hülfe gegen den Sultan Solyman au-
zusprechen, welcher selbst im Felde erschienen war. Obgleich aber die
zu Augsburg bewilligte Reichshülfe eine ziemlich bedeutende war, so
entsprachen doch die militärischen Ereignisse nicht den beiderseits ge-
machten großen Anstrengungen. Solyman starb im September 1566
vor dem durch Zrini heldemnüthig vertheidigten Sigeth und sein Nach-
folger Selym Ii., welcher mehr den Vergnügungen ergeben, als von
Kriegslust beseelt war, schloß mit Maximilian einen achtjährigen Waf-
fenstillstand, nach welchem beide Theile behielten, was sie in dem eben
beendigten Kriege erobert hatten, und Siebenbürgen als ein Theil Un-
garns anerkannt wurde. Durch eben diese Türkengefahr sah sich der
Kaiser auch gcnöthigt, dem österreichischen Herren- und Ritterstande
(J 568) eine beschränkte Erlaubniß zur Ausübung der augsburgischen
Eonfession zu geben.
4. Unterdessen war der Landfriede im deutschen Reiche auf eine
schreiende Weise durch den fränkischen Reichsritter Wilhelm von Grum-
bach gestört worden, welcher mit Ueberbleibseln der wilden Schwärme
des Markgrafen Albrecht von Brandenburg in Franken hausete und
gleichsam das letzte Aufbrausen des Faustrechts darstellte. Der im
Würzburgischen und Anspachschen reich begüterte Grumbach, welcher
das gegen die geistlichen Fürsten gerichtete Fehdewesen des Markgrafen
fortzusetzen gedachte, war wegen Anforderungen aus dem Kriege Albrecht's
wit dem Bischöfe von Würzburg in Händel und in einen höchst ver-
wickelten Rechtsstreit gerathen, und als der Bischof die Verfügungen,
welche das Reichskammergericht zu Gunsten Grumbach's erlassen hatte,
nicht beachtete, zu dem Entschlüsse gekommen, den Bischof gefangen zu
nehmen. Allein als Grumbach den Bischof auf der Jagd überfiel,
wurde dieser (1558) erschossen. Da der Nachfolger desselben eine fried-
liche Ausgleichung mit Grumbach verweigerte, so hielt dieser zu ferne-
rer Selbsthülfe sich für völlig befugt. Es gelang ihm, den Herzog
Johann Friedrich von Sachsen, den Sohn des abgesetzten gleichnamigen
Giefers, Deutsche Geschichte. Iß