1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Gustav Adolf und Wallcusteiu.
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zu übernehmen. Allein der stolze Mann erwiderte ihm: „Kaiserliche
Majestät habe ihn zwar nicht, wie sich gebühret, tractiren lassen; die-
weil er aber ihm, dem Fürsten von Eggenberg, so hoch obligiret, wolle
er ihm zu Liebe etwas ti)uu und in drei Monaten ein Heer zusammen-
bringen und dasselbe auch bis zum Ablause dieser Frist unterhalten."
bcn, und innerhalb der bestimmten Frist (Ende Marz 1632) standen
40,000 Mann zu Znaim in Mähren unter den Waffen. Aber da
schrieb der Friedländer nach Wien, das Heer sei da, man solle einen
Führer schicken. Allein es war ganz natürlich, daß dieses Heer unter
keinem Andern als unter Wallenstein dienen würde; daher sah sich der
hartbedrängte Kaiser genöthigt, den stolzen Mann flehentlichst zu bit-
ten, den Oberbefehl selbst zu übernehmen. Nach langen Bitten und
Verhandlungen verstand sich der Friedländer dazu, stellte dem Kaiser
aber die härtesten Bedingungen. Es wurde ihm der unumschränkteste
Oberbefehl übertragen, so daß nur ihm, dem Generalissimus, das Recht
zustehe, in dem Heere zu strafen und zu begnadigen, daß sich bei dem-
selben weder der Kaiser noch der König von Ungarn zeigen dürfe, daß
ihm als Unterpfand künftiger Belohnung ein kaiserliches Erbland ver-
schrieben und er nach Beendigung des Krieges als Herzog von Mecklen-
burg wieder eingesetzt werde. Nachdem der hartbedrängte Kaiser alle
diese Forderungen bewilligt hatte, führte Wattenstein sein Heer nach
Böhmen, eroberte Prag und trieb mit leichter Mühe die Sachsen aus
dem Lande.
3. Unterdessen hatten die Schweden ganz Bayern mit Ausnahme
Regensbnrg's, das Maximilian besetzt hielt, erobert und Gustav Adolf
hielt am 17. Mai 1636 seinen Einzug in die Hauptstadt München.
In dieser bedrängten Lage wandte sich Maximilian um Hülfe au Wal-
lenstein; allein dieser hatte noch nicht vergessen, daß seine Abdankung
zwei Jahre zuvor von Maximilian am eifrigsten betrieben war und
blieb längere Zeit taub gegen den wiederholten Hülfernf des gcängstig-
teu Chnrfürsten von Bayern, bis er sich endlich, jedoch nur unter der
Bedingung, daß ihm allein der unbeschränkte Oberbefehl bleibe, mit
demselben bei Eger vereinigte. Das vereinigte kaiserlich-bayerische Heer
welches beinahe 60,000 Mann zählte, wurde nun gegen das sehr feste
und mächtige Nürnberg geführt, das gegen 30,000'streitbare E.nwoh-
uer hatte. Ehe es dort ankam, hatte Gustav Adolf, wie Wallenstein
richtig vorausgesehen hatte, Bayern verlassen und war mtt 18,000 Mann
der ihm befreundeten Stadt mit solcher Eile zu Hülfe geeilt, daß er
bieselbe mit allen Vorstädten in eine Verschanzung eingeschlossen und
innerhalb dieser bereits ein verschanztes Lager bezogen hatte. Wallen-
ll^st bezog ebenfalls, Nürnberg gegenüber, jenseits der Rednitz, ein stark
beseitigtes Lager und entzog durch diese wohlgewählte Stellung der
^tadt sowohl, als auch dem feindlichen Lager jede Zufuhr. So lagen
1ulu beide Herren eilf Wochen hinter starken Verschanzungen einander
gegenüber und jeder der beiden Feldherren hoffte vergebens, den andern
kj ^an3c^ au Lebensmitteln abziehen zu sehen, ohne etwas mehr als
Wichte Streifereien und leichte Scharmützel zu wagen; bis endlich dem
^vnuge, dessen Heer durch die Ankunft seiner Bundesgenossen, des Land-
grafen von Hessen und Bernhard's von Weimar, auf 70,000 Mann