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1. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 411

1862 - Soest : Nasse
Fortsetzung des Krieges. 411 Güter und Herrschaften Wallenstein's, deren jährliche Einkünfte drei Millionen Gulden betragen haben sollen, sowie die eingezogene Habe Kinsky's und Terzka's an Gordon und alle übrigen, die sich beim Sturze des Friedländers bethelligt hatten. Von den vornehmen Offi- zieren, welche als Mitschuldige des Verrathers vor ein Kriegsgericht gestellt wurden, ward nur der General Ulrich von Schafgotsch mit dem Tode bestraft. Da bald nachher in Flugschriften und Liedern die zu Eger verübte That geradezu ein Meuchelmord genannt wurde, so erließ der Kaiser ein Manifest, „daß gegen den gewesenen Feldhaupt- mann von Friedland kein anderer Proceß, denn allein die Execution habe stattsinden können, weil derselbe nicht bloß eine Verschwörung un- ter dem Kriegsvolke angesponnen, sondern auch seine treulosen Machi- nationen dahin gerichtet habe, den Kaiser um Thron und Scepter zu bringen, und das kaiserliche Haus ganz auszurottcn." Aber schon damals wurde die Gerechtigkeit dieses Verfahrens in Zweifel gestellt und in neuester Zeit hat Wallenstein einen beredten Vertheidiger an Fr. Förster gesunden. Jedoch hat dieser „einräumen müssen, daß weit früher, als der Kaiser hierzu Ermächtigung ertheilt hatte, Unterhandlungen mit Sachsen gepflogen worden sind, auch daß von dem Grafen Kinsky — demselben, welcher in der Mordnacht zu Eger seinen Tod fand — angeblich im Aufträge Wallensteins, im Sommer 1633 mit dem französischen Gesandten Feuqnieres darüber verhandelt worden ist, daß Wallenstein mit dem Kaiser brechen und sich mit Frankreich zur Regelung der Angelegenheiten Deutsch- lands vereinigen solle, und daß hierbei nicht bloß von Herstellung der alten Rechte der böhmischen Krone, sondern auch von Uebertragung dieser Krone an Wallcnstein die Rede gewesen." Dagegen sagt der Protestant. Geschichtsschreiber Fr. W. Barthold: „Es ist unleugbar, daß Wallenstein die Schleichwege einer unedlen Diplomatie zu hoch über ehrenvolle, kluge Offenheit und über die Waffengewalt setzte, durch die Widersprüche seines Verfahrens den Kaiser, seine Freunde und Feinde an sich irre machte, und zu- letzt, durch die Gewalt der Ereignisse an sich selbst irre geworden, unterliegen mußte; daß seine Verbindung mit Frankreich, das noch nicht den eigentlichen Schauplatz des Krieges mtt den Waffen betreten, die Möglichkeit eines Verrathes in seiner Seele her- ansstellte, und da sie nicht verborgen blieb, allein schon dem Kaiser ein heiliges Recht gab, eines so gefährlichen Unterthanen, des höchst betrauten Führers seiner Waffcn- macht, sich zu entledigen. Nicht können wir gelten lassen, daß sein Schwager Kinsky aus eigenem Antriebe und ohne Friedlands Vollmacht gegen Frankreich zu so Unge- heuern Verpflichtungen sich hcransließ, da beide Männer bis zum letzten Augenblicke ihres Lebens in inniger Gemeinschaft verharrten, und Wallcnstein nichts that, um der hochverrätherischeu Ucberschreitung der Befugnisse seines Verwandten zu begegnen. So behaupten wir denn: Wallenftcin mußte fallen in Folge feiner grundfalschen Stellung zu seinem Gebieter und in Folge seiner grundfalschen Diplomatie; er fiel mit Recht, wenn auch fast unerklärlich ohne Ankläger, wegen seiner eingegangenen, verrütherischen Verbindung mit Frankreich." Z. 133. Fortsetzung des Krieges bis zur Thellnakme Frankreichs an demselben — 1635. 1. Die große Verwirrung, welche die Ermordung des Obe feld- herrn und die Verhaftung fo vieler Befehlshaber in's kaiferlichc Heer brachte, wurde weder vou den Schweden noch von den Sachsen benutzt, sondern dem kaiserlichen Hofe Zeit gelasfen, tie verdächtigen Offiziere vollends zu entferueu und die unzufriedenen Regimenter durch Zahlung eines dreimonatlichen Soldes zu beruhigen. An die Spitze des Heeres wurde des Kaifers Sohn, König Ferdinand von Ungarn, als Gene- ralissimus gestellt, der Unerfahrenheit des jungen Fürsten aber der General Gallas zum Führer gesetzt; jedoch bedurfte es mehrerer Mo-
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