1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Der spanische Crbfolgekrieg.
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ses Sieges gelang cs dem Churfürsten, noch im Winter dieses Jahres die
reiche Stadt Augsburg, sowie Passau, die Grenzfestung von Oesterreich, ein-
zunebmcn. Auch am Rheine hatten die Franzosen Glück und eroberten die
wichtigen Festungen Breisach und Landau. So schlimm endete für die Ver-
bündeten der Feldzug des Jahres 1703.
§. 154. Der spanische Erbfolgekrieg vom Jahre 1704.
1. In Betreff des Feldzuges für das Jahr 1704 ward beschlossen,
daß die drei Feldherren Marlborough, Eugen und Ludwig von Baden ver-
eint im südlichen Deutschland kämpfen sollten; in Italien sollte der Gene-
ral Stahremberg den Krieg nur vertheidigungsweise führen. Daher hielten
die drei Feldherren zu Heilbronn (Juni 1704) Kriegsrath mit einander und
kamen dahin überein, daß Eugen an den Rhein rücken solle, um die Linien
bei Stollhofen zu vertheivigen; Marlborough und der Prinz von Baden
hingegen sollten gemeinschaftlich in Bayern eindringen und jeder von ihnen
einen Tag um den andern den Befehl führen. Marlborough zog hierauf
(im Juni) von Heilbronn nach Ulm, wo das Reichsheer unter Ludwig von
Baden stand. Die Feldherren beschlossen, mit vereinigter Macht auf die
Franzosen und Bayern loszugehen, welche in einem festen Lager zwischen
Lauingen und und Dillingen standen. Um den Verbündeten den Uebergang
über die Donau zu erschweren, schickten sie einen Theil ihrer Truppen nach
Donauwerth, um sich dort auf dem Schellenberge gleichfalls zu verschanzen.
Aber die Verbündeten rückten ihnen schnell nach und erschienen am 2. Juli
bei Donauwerth, wo jene ihre Verschanzungen noch lange nicht vollendet hatten.
2. Marlborough, welcher an diesem Tage den Oberbefehl führte, 'wollte
sich die Ehre des Angriffs nicht nehmen lassen, und so begann noch spät
Abends gegen 6 Uhr die Schlacht. Von beiden Seiten wurde mit fürch-
terlicher Wuth gekämpft, aber schon in der ersten Stunde mußten die Bayern
zurückweichen. Die Kaiserlichen erstiegen zuerst die Versehanzungen, dann
durchbrachen auch die Engländer und Holländer dieselben, so daß den Bayern
und Franzosen nichts übrig blieb, als über die Donau nach Lauingen zu
fliehen; allein noch auf der Flucht erlagen Viele den Hieben der nachsetzen-
den Reiter, und eine noch größere Anzahl wurde in den Fluß gesprengt.
Der Verlust an Mannschaft war auf beiden Seiten zwar ungefähr gleich
groß, aber den Verbündeten fiel doch das ganze Gepäck stimmt allen Zelten
der Feinde, mehrere gefüllte Magazine in Donauwerth und sechszchn Ca-
uonku in die Hände. Rach dieser Niederlage hielten sich auch der Churfürst
von Bayern und die Franzosen unter dem Grafen von Marsin in ihrem
Lager bei Lauingen nicht mehr sicher und zogen sich unter die Canonen von
Augsburg zurück, wo sie die Truppen erwarten wollten, mit welchen der
Marschall von Tallard bereits heranzog. Nachdem Marlborough den Chnr-
fürsten dringend aufgefordert, von dem französischen Bündnisse abzulassen,
und der Kaiser noch die billigsten Versprechungen hinzugeführt hatte, ohne
daß der Churfürst seine Stellung zu den Franzosen änderte, wurde Bayern
von den Verbündeten schrecklich verwüstet und ausgeplündert. Die Klagen
der unglücklichen Bayern wurden so laut, daß der Churfürst von seinen Ra-
then auf das dringendste gebeten ward, sich mit dem Kaiser zu versöhnen.
Er schwankte schon und war im Begriffe, den Aussöhnungsvertrag zu un-
terzeichnen; als aber indeß Tallard mit 48 Bataillonen Fußvolk und 60
Schwadronen Reiterei wirklich ankam und sich am 3. August mit dem Chur-
fürsten bei Augsburg vereinigte, wurden vom letztem Leopolds Friedens-
vorschläge völlig verworfen.