1818 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Hold, Ernst
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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zu befördern; und mehre der wackersten Männer aus
dem Adel Teutschlands, vor allen Franz von Sickin-
gen und Ulrich von Hutten, zwei fränkische Rit-
ter, hatten ihm Schuh und Hilfe zugesichert. Das
päpstliche Verdammungsurtheil fand daher in den
meisten Gegenden Tcukschlands eine sehr ungünstige
Aufnahme, und wo nicht die Obrigkeit selbst die öffent-
liche Anheftung des Urtheils verboten hatte, wurde es
von dem unwilligen Volke abgerissen.
Die Abgeordneten des Papstes drangen bei dem
Kurfürsten von Sachsen auf die Vollziehung des päpst-
lichen Urtheils, und verlangten, er sollte Luthers Schrif-
ten verbrennen lassen und ihn selbst strafen, oder gefan-
gen nach Rom schicken. Der edle Fürst anwortete, e6
müsse die Sache zuvor durch gelehrte und billige Richter
untersucht und Luther, widerlege werden, che man die
Schriften desselben verbrennen könne; aber sobald
Luthers Lehre gehörig widerlegt worden sei, werde er
ihm auch unaufgcfodert seinen Schuß entziehen. Glück-
licher waren die Abgeordneten bei dem Kaiser, Karl V,
welcher e6 gestattete, daß Luthers Schriften zu Antwer-
pen und Löwen in den Niederlanden verbrannt wurden,
was darauf auch in Mainz, Cölln und Ingolstadt
geschah. Aber fast überall sah das Volk der unbesonne-
nen Feierlichkeit mit lautem Gelächter, oder mit offenen
Aeußerungen des Unwillens zu. Gereizt durch die feind-
lichen Schritte seiner Gegner, wagte nun Luther, kurz
vor Ende des Jahres 1520, die kühnste That. Er
zog mit vielen Lehrern und Schülern hinaus vor das
Thor von Wittenberg, lleß einen Scheiterhaufen errrch-
ten und warf die Bücher des päpstlichen Rechts und das
gegen ihn erlassene Verdammungsurtheil ins Feuer.
Es sei ein altes Herkommen, sagte er, böse und giftige
Bücher zu verbrennen, und dazu sei er Gewissens hal-
den verbunden.
Der Kaiser, Karl V, und der Kurfürst von Sach-