1843 -
Schleswig
: Bruhn
- Autor: Petersen, Johann, Grimm, Marcus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Holstein
Mh
begünstigt, und diese konnte hier um so ungehinderter
sich ausbreiten, als man nicht mit einer mächtigen
und unruhigen Geistlichkeit zu kämpfen hatte. Der
Bischof von Schleswig, Gottschalk von Ahlefeldt,
war ein friedliebender und damals schon bejahrter
Mann, und widersetzte sich der neuen Lehre nicht, ob-
gleich er selbst bis an seinen Tod (1541) seiner väter-
lichen Religion getreu blieb, und der Einfluß des Erz-
bischofs von Bremen und des Bischofs von Lübeck war
unerheblich. — Hermann Taft aus Husum war der
erste, der in seiner Vaterstadt Luthers Lehre öffentlich
predigte (1522). Ihn unterstützte Diedrich Becker
oder Pistorius, und beide Männer fanden bald so
großen Anhang, daß sich die Reformation in den Jah-
ren 1522 — 1527 fast in alle Theile der Herzogthümer
"verbreitete. 1525 wurvc schon ein ordentlicher evan-
gelischer Prediger zu Hadersleben eingesetzt; dasselbe
geschah 1526 und 1527 zu Flensburg, Husum, Schles-
wig und in den übrigen Städten der Herzogthümer.
Als Friedrich I. im Jahre 1527 nach Dänemark abging,
übertrug er seinem Prinzen Christian mit der Statt-
halterschaft über die Herzogthümer auch die Sorge für
die neue Lehre, und die Anstalten dieses edeldenkenden
und einsichtsvollen Prinzen, der 1521 selbst in Worms
gewesen war und Luthers freimüthige Verantwortung
bewundert hatte, auch sich öffentlich zur lutherischen
Lehre bekannte, brachten es bald dahin, daß die Anhän-
ger der päbstlichen Kirche allenthalben entweder weichen
oder nachgeben mußten. Die Einführung der lutherischen
Bibelübersetzung, so wie des augsburgischen Glaubens-
bekenntnisses, welches bald nach der Uebergabe desselben
zu Augsburg (1530) in die Herzogthümer kam, waren