1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
5
öffneten sich, das alte Land versank, und so mögen wohl die jetzigen
Inseln Berggipfel des ehemaligen Landes und die Gipfel unserer
Gebirge Inseln des ehemaligen Meeres gewesen seyn. Daher fin-
det man auf den höchsten Bergen, welche aus Granit bestehen, keine
Conchylien (Schaalthiere), noch andere Erzeugnisse des Meeres,
während ringsumher, oft bis zu sehr ansehnlicher Höhe, Kalkberge
ganz voll sind von Thieren und Pflanzen des ehemaligen Oceans.
Ties unter der Oberfläche des Landes und der Gewässer werden
noch heutzutage Knochen, ja ganze Thiergerippe vorsündflutlicher
Thiere von solcher Größe und von solchem Bau gefunden, daß sie
in keine der jetzt lebenden Thiergattungen einzuordnen sind. Im
I. 1799 fand man im asiatischen Eismeere an der Küste Sibiriens
ein Mammutthier, noch größer als einen Elephanten, dessen mehr
als neun Fuß lange Stoßzähne, ja dessen Fleisch und Haare noch
unversehrt waren, weil das Thier ganz unter dem Eise gelegen
hatte. Solche Thiere mögen nur in den heißesten Gegenden ge-
lebt haben; es muß also entweder einst in Sibirien sehr warm
gewesen seyn, oder das Thier ist von den Fluten dorthin getrieben
worden und nach der Veränderung der Atmosphäre dort eingefroren.
In manchen Vertiefungen des neuentftandenen Landes blieb Wasser
stehn; wo nun zu diesem aus den umliegenden Gegenden reichlich
genug Regenwasser zuströmte, ward das Wasser süß, und es ent-
standen unsere süßen Landseen; anderwärts aber bei großer Tiefe
und bei wenig zufließendem Regenwasser blieb das Wasser salzig
und gab den inländischen salzigen Seen, wie z. B. dem caspischen
Meere ihren Ursprung. Daß eine so gewaltige Veränderung mit
der Oberfläche der Erde vorgegangen sey, geht auch noch aus der
Beschreibung der Lage des Paradieses in der heil. Schrift hervor.
Die Namen und die Überlieferung jener vier Ströme hatten sich
durch die Nachkommen des Noah erhalten, diese gaben neuen Strö-
men die alten Namen, und daher kommt es, daß die vier genann-
ten Ströme (unter denen der Phrat, Euphrat), welche zu Adams
Zeit Einem Hauptftrome entflossen, nirgends so anzutreffen sind.
Ebenso ist mit der Atmosphäre eine große Umwandlung vor sich
gegangen; denn weder vor der Sündflut, noch bei deren Beschrei-
bung geschieht eines Gewitters, Hagels oder dergleichen Erwähnung,