1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Athenern Gesetze gegeben und war nun zehn Jahre außer Landes
gegangen, um nicht, wenn er geblieben, auf Bitten der Athener eins
oder das andere seiner Gesetze wieder aufheben zu müssen. Diesem
Solon ließ Krösus alle seine unzähligen Schätze zeigen und fragte
ihn, wen er für den glücklichsten aller Menschen halte. Solon ant-
wortete: den Tellus von Athen, weil er in der blühendsten Vater-
stadt edle und vortreffliche Söhne hatte, nach einem glücklichen Le-
den den glücklichen Tod im Kampfe für das Vaterland starb und
nach seinem Tode von seiner Vaterstadt hoch geehrt wurde. Krösus
fragte, wer denn der zweite der Glücklichen wäre: denn die zweite
Stelle hoffte er doch wenigstens zu erhalten. Solon aber erwiderte:
Kleobis und Biton von Argos, zwei Jünglinge von großer Kör-
perkraft und trefflichen Sitten. Als ihre Mutter einst zur Feier
eines Festes in den Tempel fahren musste und die Rinder nicht
zur rechten Zeit vom Felde hereingekommen waren, spannten sich
die Jünglinge selbst vor den Wagen und zogen ihre Mutter zum
Tempel, einen Weg von anderthalb Meilen weit. Das ganze Volk
pries diese That. Die Mutter erflehete für sie von den Göttern
den besten menschlichen Segen. Die Jünglinge schliefen im Tem-
pel ein und erwachten nicht wieder. Das Volk errichtete so edeln
Söhnen Bildsäulen. Da ward Krösus unwillig und sprach: Gelte
ich mit meinen Reichthümern dir denn so gar Nichts, daß du sogar
gemeine Bürger mir vorziehest? Solon aber antwortete: Du bist
reich und ein Herr vieler Völker: glücklich aber kann ich dich nicht
nennen, bevor ich nicht dein Ende weiß. Diese Antwort gefiel dem
Krösus nicht; darum entließ er ihn und hielt ihn noch dazu für
sehr unweise, weil er die Güter der Gegenwart nicht achtete.
Dieser Krösus hörte kaum von dem Falle des Astyages (seines
Schwagers), als er auch beschloß, gegen den Cyrus zu Felde zu
ziehen. Um aber recht sicher zu gehen, befragte er erst das Orakel
d. h. heidnische Priester, von welchen man glaubte, daß sie die Zu-
kunft vorher sagen könnten. Dieses antwortete ihm, er werde,
wenn er mit seinem Heere über den Halys ginge, ein großes Reich
zerstören. Krösus konnte sich's nicht anders denken, als daß damit
eben das Perserreich gemeint sey, und begann den Kampf. Allein
Cyrus gewann den Sieg, eroberte ganz Lydien mit seiner Haupt-