1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Einstimmung der Bürger auf hundert Jahre, festgesetzt hatte, son-
dern es traten um Dies und Jenes mancherlei Parteikämpfe ein;
allein die Grundlage wurde doch nicht angetastet.
Solon erkannte bald, daß es für das Gedeihen seiner Gesetz-
gebung besser sey, wenn er sich entferne. Er bat sich also einen
zehnjährigen Urlaub aus und begab sich aufreisen. Er ging nach
Sais in Ägypten, wo er mit weisen Priestern umging; von da
nach der Insel Cypern, wo man ihm zu Ehren eine Stadt Soli
nannte; endlich nach Kleinasien, wo er an dem Hofe des lydischen
Königs Krösus die oben erwähnten Aussprüche über das Glück
des Menschen that. Der Fabeldichter Äsop sagte zu ihm, mit
Königen müsse man entweder gar nicht oder nur so reden, wie es
ihnen angenehm sey. Nein, erwiderte Solon, entweder gar nicht,
oder wie es ihnen nützlich ist. Nach zehn Jahren kehrte Solon
nach Athen zurück. Er fand hier vieles verändert, ein einzelner
Mann hatte sich die Herrschaft über das Volk zu gewinnen gewußt;
Solon suchte die Athener zu bewegen, sich von der Herrschaft dieses
Einen zu befreien; sie wollten nicht; da ging er nach Hause, legte
seine Waffen vor die Thür und sagte: „Nun habe ich das Vater-
land und die Gesetze nach allen Kräften vertheidigt." Zwar ehrte
der Tyrann (so nannte man nämlich in Griechenland Jeden, wel-
cher sich des ausschließlichen Einflusses auf die Staatsangelegenhei-
ten, der Herrschaft, bemächtigt hatte, ohne daß man damit, wie
jetzt, eine gehässige Nebenbedeutung von Härte, Grausamkeit, Unge-
rechtigkeit verband) den Solon hoch, blieb stets sein Freund und
bediente sich oft seines Rathes; aber Solon starb doch wenige
Jahre darauf (gegen 560 v. Ehr.), betrübt, sein Vaterland nicht
wieder frei gesehen zu haben, aber als Wohlthäter Athens von
seinen Mitbürgern beweint. Nachher machte sich auch Athen wie-
der frei und bildete die Solonische Gesetzgebung weiter aus.