1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
— 68 —
ganz abhängig, gaben jährlich eine Abgabe von fast zwei Millionen
Thalern und ließen sich sogar bei ihrer Gerichtsbarkeit und Gesetz-
gebung Vorschriften von Athen aus gefallen. Jene Millionen nun
verwandte Perikles auf die Verschönerung der Stadt durch Kunst-
werke von solcher Vortrefflichkeit, daß sie die Bewunderung aller
Zeiten auf sich gezogen haben. Da die Griechen ihre Götter sich
wie Menschen dachten, auch mit menschlicher Gestalt, sogar oft mit
menschlichen Sünden und Leidenschaften, und Bilder derselben in
ihren Tempeln, auf öffentlichen Plätzen, vor und in den Häusern
aufstellten und verehrten; so ging das Bestreben der Künstler schon
früh dahin, in der Darstellung dieser Götterbilder in Marmor und
in der Erbauung ihrer Tempel aus Marmor die mögliche Vollkom-
menheit zu erreichen. Perikles verstand es, den rechten Wetteifer
unter ihnen zu erwecken; er belohnte aber auch ihren Kunstfleiß
.nach Gebühr. Der Bau der Vorhalle zur Burg von Athen (Akro-
polis) dauerte allein fünf Jahre und kostete gegen drei Millionen
Thaler. Auf dem Parthenon, einem andern der vielen öffentlichen
Prachtgebäude, wurde das Bildniß der Athene, (Schutzgöttin von
Athen) aufgestellt, von 40 Fuß Höhe, aus Elfenbein und Gold vom
Phidias, dem größten Bildhauer des Alterthums, gebildet. Das
Volk nahm an allen diesen Kunstbestrebungen, die nach seinen Vor-
stellungen zugleich religiöse waren, indem ja auch überall seine Göt-
ter verherrlicht wurden, den lebhaftesten Antheil und gewann na-
türlich an Kunstgeschmack und dadurch wieder an Urtheil und Bil-
dung überhaupt. Außerdem sorgte Perikles, was noch weit mehr
die Bildung beförderte, für die möglichste Pracht und Vollendung
der öffentlichen Schauspiele; er feuerte die Dichter an, er gab dem
armen Volke aus der Staatskasse das Geld zum Besuche des The-
aters, er rief ffomitjeinen allgemeinen Wetteifer hervor. Und es
ist wahr, es sind in jener Zeit Dichtungen dem Volke vorgeführt,
welche noch heute die Gebildeten jedes Volkes zur Bewunderung
Hinreißen, und aus denen man auf eine überaus hohe Geistes - und
Kunstbildung des Volkes schließen muß, welches dergleichen ver-
stehen und lieben konnte. Äschylus, Sophokles und Euripides
waren die größten Schauspieldichter.
So sehr nun Perikles die Herrschaft des ganzen Volkes be-