1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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ten den Vorrang nicht behaupten, es wurde bald abhängig von
dem viel mächtigeren Syrien, welches aus den Ländern um den
Euphrat und Tigris und aus Vorderasien bestand, kam dann un-
ter die Vormundschaft der Römer und verlor damit alle Bedeu-
tung. Syrien nun hätte schon wegen seines Umfangs eine größere
Macht und längere Dauer erlangen können; allein hier war wieder
eine Reihe so schlechter, verworfener Regenten, daß auch dafür die
Völker gestraft und ihrem Untergange zugeführt werden mussten.
Die Römer machten gute Beute.
Judäa hatte schon unter Alexander dem Großen seine Verfas-
sung und seine Religion behalten. So blieb es auch unter den
drei ersten Nachfolgern desselben in Ägypten, denn von diesen wa-
ren die Juden zunächst abhängig; ja auch noch dann, als sie sich
von dem durch Syrien mehr und mehr bedrängten Ägypten los-
sagten und sich ton Syrern unterwarfen Indessen auch sie konn-
ten sich dem Einflüsse der griechischen Bildung und damit des grie-
chischen Heidenthums nicht entziehen. Derselbe zeigte sich bald in
der Entstehung verschiedener Sekten. Die Sadducäer erkannten
wohl das Gesetz, d. i. die fünf Bücher Mosis an, aber sie verwar-
fen die von Geschlecht zu Geschlecht überlieferte Art und Weise,
dasselbe zu erklären, und kamen dadurch auf mancherlei Jrrthümer.
So hielten sie den menschlichen Willen für durchaus frei und von
allem göttlichen Einflüsse unabhängig, alles Gute und Böse für
ein Werk menschlicher Kraft und menschlichen Willens, wollten da-
rum weder von dem Satan noch von den Engeln Etwas wissen,
glaubten nicht an eine Fortdauer des Geistes und an eine göttliche
Weltregierung, und legten darum einen hohen Werth auf sinnlichen
Lebensgenuß. Die Essäer erkannten zwar auch das Gesetz Mosis
an, aber sie legten es ebenfalls auf ihre Weise aus und stellten sich
mit den Sadducäern rücksichtlich dieser Auslegung in geraden Ge-
gensatz. Sie verschmäheten nämlich den sinnlichen Lebensgenuß,
suchten die Einsamkeit und übten darin die Entbehrung, stifteten
einen Orden, der nachher in mancher Beziehung ein Vorbild des
christlichen Klosterlebens geworden seyn mag. Die Pharisäer
endlich oder die Abgesonderten waren die, welche sich von dem groß-
ßen Haufen absonderten, sich vor ihm auszeichneten durch Glau-