1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
— 134
Faust zurückkehrt. Der andere Sohn ist Ziu, (auch Er, Ir) etn=
händig, der treue Kampfer, der Gott des Krieges. Außer dieser
obersten Götterfamilie giebt es noch eine niedere, die besonders
über dem segensprießenden Acker und über Regen und Sonnenschein
waltet: Ingo und Nerthus und deren Kinder Frouwo (Freya) und
Frouwa tfreyja). Von dieser ganzen Götterwelt aber ahnten die
Deutschen, daß sie bei dem Weltende einst untergehen und dann
ein höherer Geist die Welt bewegen werde, daher glaubten sie, die
Welt werde einst im Feuer untergehen und eine neue schönere da-
raus entblühen. Man bauete den Göttern keine Tempel, sondern
verehrte sie in heiligen Hainen und auf besonders geweiheten Berg-
gipfeln (Brocken, Schncekoppe, Taunus). Die sechs Wochentage
(so viel zählte man nur) waren den Göttern geweihet; der Win-
terwar die heiligste Jahreszeit und hatte darum die höchsten Feste.
Dabei opferte man Vieh und Früchte, besonders wilde Pferde, aß
das Fleisch und trank aus den Hörnern der Auerochsen zu Ehren
der Götter und der Vorfahren. Nur in größten Nöthen wurden
Menschen geopfert; diese gewannen aber dadurch die höchste Ehre
in Walhalla. Es gab keine besonderen Priester, sondern bei ge-
meinsamen Opferdiensten wählte die Volksgemeinde aus den Fami-
lienvätern einen Vorsteher und zwölf Gehülfen; im Hause war je-
der Familienvater selbst Priester. Sonst beschäftigten besonders die
Frauen sich mit religiösen Dingen, mit Wahrsagen, Zaubern, Be-
sprechen u. s. w. Auch daher mit die hohe Verehrung, die sie ge-
nossen.
Ursprünglich waren alle Deutsche freie Männer. Allein
wer im Kriege besiegt wurde, verlor seine Freiheit und wurde der
Sklav seines Siegers. Zwischen Beiden mitteninne standen arme,
Nahrung- und schutzbedürftige, halbfreie, nach einem bestimmten
Vertrage dienende Leute. Erst spät entstand durch Eroberung,
Verschiedenheit im Grundbesitz und persönliche Verdienste der Adel.
Der freie Mann wohnte, abgesondert von anderen, auf seinem
Stammgute (Alod). In der Mitte stand ein hölzernes Haus mit
einem Saale, der Heerd war der Ehrensitz der Hausfrau. Wohl-
habende hatten noch ein besonderes Haus für die Frauen, ein
Opferhaus und Wohnungen für die Leute und Sklaven. Ein Gar-