1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Macht. Im Kriege darf man's, meinte er wahrscheinlich, auch mit
der sittlichen Gewissenhaftigkeit nicht allzu genau nehmen; das half
denn ebenfalls über manche Verlegenheiten, in welche ihn sowohl
seine eigene (denn er befleckte sich mit manchem schändlichen Morde),
als seiner Anhänger Rach- und Mordsucht brachte, glücklich hinweg.
Er begnügte sich, einige rein äußerliche Vorschriften zu geben, wie
das Verbot des Weintrinkens und der Würfel- und Loosspiele,
das Verbot des Esels- und Schweinefleisches und des Abhauens
der Palme. Dafür erlaubte er wieder allerlei andere sinnliche Lust,
ja ging selbst, indem er immer mehr Weiber nahm, mit seinem
Beispiele voran und lenkte so die Gcmüther von einer etwaigen
Einkehr zur Reue und Buße ab. Die wichtigste Freundschaft war
zwischen den beiden Städten Mecka und Medina, es kam zu
förmlichen Kriegen, zur vergeblichen Belagerung von Medina und
endlich zu einem zehnjährigen Waffenstillstände. Aber die Plane
Mohameds gingen weiter. Er sandte an die verschiedenen Herr-
scher der Grenzländer sechs' Gesandtschaften und ließ sie durch
Briefe, deren Siegel die Umschrift: „Mohamed, Gottes Gesand-
ter" trug, zur Bekehrung auffordern. Der Äthiopier gehorchte;
der griechische Kaiser nahm die Gesandten sehr höflich auf, der
persische König aber zerriß den Brief und jagte die Gesandten
schimpflich davon. Mohamed sprach: „Wie er mein Schreiben
zerrissen, wird Gott sein Reich zerreißen." Es traf seiner Zeit
ein. Nachdem immer mehr einzelne Stämme zu der neuen Lehre
übergetreten waren, mochten die Bewohner von Mecka nicht mehr
ruhig zusehn; sie brachen den Waffenstillstand und es kam zum
Kriege. Zehntausend Mann führte Mohamed in die Schlacht.
Er siegte leicht, zog zur Kaaba, befahl die Zerstörung der darin
befindlichen 365 Götzenbilder, behandelte die Besiegten milde und
setzte den Freitag, den Eroberungstag, als künftigen heiligen Wo-
chentag fest. Nun aber wurden kühnere Unternehmungen gewagt.
Die Städte Arabiens wurden nach und nach zur Annahme des
Glaubens gezwungen; auch über die Grenzen des Landes hinaus
trug man die Waffen und bekehrte einzelne Fürsten mit Gewalt,
den letzten Zug machte Mohamed gegen Syrien und unterwarf drei
syrische Städte. Nunmehr führte er nicht selbst mehr das Schwert,