1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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aller Charakter, alle Sittlichkeit, aller männliche Ernst zu Grunde
gerichtet. Er hielt seinen königlichen Hof mit Adalbert zu Goslar
und auf der Harzburg in ärgster Üppigkeit und Schwelgerei. Bald
nahm das ganze Reich Argerniß daran. Unter Annos Leitung
umzingelten die Fürsten die Harzburg, vertrieben Adalbert, zwangen
den liederlichen König eine Gemahlin (die tugendhafte Bertha,
Tochter des italienischen Markgrafen von Susa) zu nehmen und
ein besseres Leben zu versprechen. Allein das Versprechen wurde
nicht lange gehalten. Dasselbe Schandleben begann. Sogar seine
Gemahlin wollte er durch gedungene Schurken zur Untreue verlei-
ten lassen. Durch ihre Unerschütterlichkeit nöthigte sie selbst ihrem
Wüstling von Gemahl Achtung ab. Dazu kam der von Adalbert
eingeflößte Haß gegen die Sachsen und eine ihm inwohnende
Herrschsucht. Er legte den Sachsen immer höhere Steuern auf,
behandelte ihren Herzog Magnus mit Verachtung, verband sich so-
gar heimlich mit den Dänen gegen einen möglichen Angriff der
Sachsen, kurz behandelte sie wie ein unterworfenes Volk. Er ließ
eine Menge Schlösser im Lande anlegen und mit Franken besetzen,
erlaubte ihnen jede Erpressung und Gewalthätigkeit, und nahm
endlich den Herzog Magnus gefangen. Nun rotteten sich die
Sachsen mit ihren Fürsten zusammen, ttomo an der Zahl. Sie
sandten nach Goslar und verlangten von Heinrich, er solle die
Burgen brechen, Magnus befreien, sein Hoflager von Goslar ent-
fernen, das Hofgesindel und seine schlechten Rathgeber verjagen,
Bertha liebreich behandeln, ein kaiserliches d. i. sittliches Leben füh-
ren und die Sachsen in ihren alten Freiheiten schützen. Sie erhielten
eine höhnische Antwort. Sie belagerten nun den König in seiner
Harzburg, eroberten sie — Heinrich war entkommen — befreieten
ihren Herzog (sein Bruder nahm 70 Schwaben in einer Burg ge-
fangen, gegen diese ward Magnus ausgeliesert, daher das Sprich-
wort: Ein Sachse ist so viel werth, als 70 Schwaben), aber schleiften
noch nicht die Burg. Heinrich ging nach Worms, verkannte die
Macht der Bürger, fürchtete sich zu sehr vor seinen großen Vasallen
und bat aus einem Fürstentage zu Oppenheim um Hülse. Allein
er musste doch mit den Sachsen Frieden machen, ihnen ihre Forde-
rungen bewilligen und sich noch die Schleifung aller Burgen, auch