1849 -
Halberstadt
: Frantz
- Autor: Günther, Friedrich Joachim
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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wollten darauf nicht eingehen, sagten, die katholische Lehre stehe fest
und könne Nichts von ihr aufgegeben werden, wollten auch die von
dem Parlament der Königin wieder übertragene Oberrherlichkeit über
die Kirche und das von ihr gegründete geistliche Obergericht, eben-
sowenig das ihr gegebene Recht, über Liturgie und Kirchenzucht zu
bestimmen, nicht anerkennen und verloren zum Theil wegen dieses
Widerspruchs ihre Pfründen. Um diese Zeit hatte auch iil Schott-
land die Reformation Eingang gefunden. John Knox, ein Schüler
und Freund Calvins, war der schottische Reformator. Zwar nicht
ohne mancherlei Unordnungen, aber doch im Ganzen auf eine reine
und eindringende Weise wurde im I. 1560 der katholische Gottes-
dienst in ganz Schottland aufgehoben; von dem Kirchenvermögen
wurde ein Drittheil dem Staate zugesprochen, der davon die refor-
mirtcn Gemeinden besolden sollte; eine Kirchenverfassung, ganz in
Calvins Sinn, ward entworfen und eingeführt: die presbyteriani-
sche Kirche war gegründet. Elisabeth hatte, wiewohl ihr die streng
calvinistische Richtung zuwider war, doch diese Reformationsbestre-
bungen sehr gern gesehen und sie auch vielfach durch heimliche Geld-
sendungen unterstützt. Darüber aber waren gerade Franz von
Frankreich und Maria Stuart sehr aufgebracht, sie betrachteten gar
die ganze Reformation als ein Werk Elisabeths, Franz wollte die
Einführung derselben nicht zugeben; aber während noch darüber
verhandelt wurde, starb er und Maria Stuart musste Frankreich
verlassen und selbst nach Schottland gehen. Freilich war das kein
Land für sie: die Einwohner einfach, rauh, sittlich, fromin und sie
an feinste Lebensgenüsse gewöhnt, leichtsinnig, buhlerisch und bigott
katholisch. Sie fühlte, daß sie irgendwo eine Stütze suchen müsse,
und wünschte wenigstens mit Elisabeth ein gutes Verhältniß zu ha-
den; indessen brachten die Unterhandlungen sie nur noch weiter
auseinander, zumal da Maria die Beschlüsse des Tridenter Conci-
liums anerkannte und dem Papste für Schottland und, wenn sie
dort Königin würde, auch für England Gehorsam gelobte. Ebenso
wenig war es nach Elisabeths Wunsche, daß Maria ihren Vetter
Darnley, einen englischen und zu der Elisabeth feindlichen Partei
gehörenden Katholiken heirathete und zum König und Mitregenten
erhob. Für Maria kam aber auch die Strafe gleich nach; denn
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