1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
44 Gregors Vii. Plan. Jnvestiturstreit.
ihm angelegten Burgen die Sachsen zum Aufstande gebracht hatte,
und etwa 60,000 M. gegen Goslar und die Harzburg heranrück-
ten, mußte Heinrich (im Lager an der Werra) einen demüthigenden
Frieden eingehen, den Sachsen alle Forderungen bewilligen und seine
Burgen der Zerstörung preisgeben; Otto erhielt wieder sein Herzog-
thum Baiern und Magnus seine Freiheit. Aber d?r Uebermuth der
Sachsen, namentlich bei der Zerstörung der Harzburg, veranlaßte
die oberdeutschen und rheinischen Fürsten auf des Königs Seite zu
treten, der nun ein allgemeines Aufgebot gegen die Sachsen erließ
und sie (durch den Sieg bei Hohenburg an der Unstrut) unterwarf.
Die sächsischen Großen (auch Magnus) ergaben sich gegen das Versprechen,
daß ihr Besitz und ihre Ghre unverletzt bleiben sollte. Aber der König, dessen
Nachsucht noch nicht befriedigt war, behielt sie treuloser Weise gefangen und ließ
die zerstörten Burgen wieder aufbauen, deshalb wandten die Sachsen sich mit
ihren Klagei^an den Papst.
c) Kampf gegen Gregor Vu. und die deutschen Fürsten
1073 — 1085.
Hildebrand hatte schon unter 5 Päpsten (als Archidiaconus
und Kanzler der römischen Kirche) die päpstlichen Geschäfte geleitet
und die ersten Schritte gethan zur Ausführung seines großen Planes:
die Wahl des Papstes vom Kaiser unabhängig zu machen,
die geistliche Gewalt über die weltliche zu erheben und
mit der so selbstständig gewordenen Kirche eine Verbesse-
rung vorzunehmen.
Als er 1073 unter dem Namen Gregorzvll. selbst Papst ge-
worden, that er den letzten wichtigen Schritt zur Emanzipation der
Kirche vom Staate, indem er nicht nur auf einer Kirchenversammlung
in Nom (1074) die Gesetze gegen die Priesterehe schärfte und die
gegen die Simonie erneuerte, sondern auch den Bischöfen und Aebteu
verbot, sich von den weltlichen Fürsten die Investitur (Belehnung
mit Ring und Stab) ertheilen zu lassen. Dies Verbot blieb der
eigentliche Gegenstand des fast fünfzigjährigen Streites zwischen dem
deutschen Könige und dem Papste. Da Heinrich Iv., unbe-
kümmert um jenes Verbot, mit der Vergebung der Bisthümer
und Abteien fortfuhr, und die Sachsen sich mit Klagen gegen den
König an den Papst wandten, so ließ Gregor ihn unter Androhung
des Bannes vor eine Synode zu Rom laden, um sich zu verant-
worten; Heinrich ließ dagegen auf einer Kirchenversammlung der