1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Eroberung Jerusalems.
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seine Rede zur Befreiung Jerusalems aufforderte, so brachen im
Frühjahr 1096 einzelne Schaaren aus Frankreich, Italien und Lo-
thringen nach dem gelobten Lande auf, die größtentheils schon in
Ungarn und Bulgarien umkamen. Besser geordnet und ausgerüstet
war der Zug Gottfrieds von Bouillon, Herzogs von Nie-
der-Lothringen, sowie der normannischen und proven^alischen Fürsten:
des Herzogs Robert von der Normandie (Bruder des Königs von
England), des Grafen Raimund von Toulouse, des Fürsten Bohe-
muud von Tarent und seines Neffen Tancred 1096. Auf verschiede-
nen Wegen, theils durch Italien und Dalmatien, theils durch Un-
garn, kamen sie nach Coustantinopel. Die Eroberung von Nicäa und
der Sieg bei Doryläum eröffnete den: Kreuzheere den Weg durch
das Emirat von Jconium; und kaum war Antiochia nach neunmo-
natlicher Belagerung nur durch Verrath in die Hände der Kreuzfah-
rer gekommen, als diese von einern zahlreichen türkischen Heere in
der Stadt eingeschlossen wurden und die äußerste Noth litten, bis
sie (begeistert durch die Auffindung der heiligen Lanze) einen Ausfall
wagten und jenes Heer bei Antiochia besiegten, wo Bohemund ein
eigenes Fürstenthum gründete. Da ein nicht unbedeutender Theil der
Kreuzfahrer in den eroberten Städten Antiochia und Edeffa zurück-
geblieben, auch viele, theils durch die beständigen Kämpfe, theils
durch die großen Strapazen umgekommen waren, so gelangten nur
etwa 20,000 rüstige Fußgänger und 1500 Reiter bis Jerusalem,
welches die Fatimiden vor wenigen Jahren (1095) wieder erobert
hatten. Nach einer 39tägigen Belagerung und einem 2tägigen
Sturme wurden die Mauern der h. Stadt erstiegen am 15. Juli
1099, die Ungläubigen ohne Schonung gemordet und Gottfried
von Bouillon zum Beschützer des h. Grabes erwählt. Raimund
gründete in der Grafschaft Tripolis einen christlichen Staat, Bal-
duin in Edeffa.
Der fatimidische Kalif von Aegypten sammelte ein großes Heer
zur Wiedereroberung Palästinas, welches aber bei Askalon ge-
täuscht und von Gottfried besiegt wurde. Als dieser schon im I.
1100 dem ungewohnten Klima und den außerordentlichen Anstren-
gungen erlag, folgte ihm sein Bruder Balduin l., bisher Fürst
von Edeffa, welcher den Königstitel annahm und (unterstützt von den
Freistaaten Italiens, Genua, Pisa, Venedig) das Königreich noch er-
weiterte. Unter dem vierten Könige (Fulco, regierte 1131 — 1142)
hatte es seine bedeutendste Ausdehnung und erstreckte sich (da Anti-