1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
80
Vermehrung der Hausmacht Oesterreichs.
Dagegen gelang es ihm nicht, für die Angelegenheiten
Italiens die Fürsten und Städte des Reichs zur kräftigen Theil-
nahme anfzuregen. Deshalb konnte er nicht verhindern, daß Lud-
wig Xii. von Frankreich Mailand, worauf er als Enkel der Valen-
tine Visconti Ansprüche machte, eroberte (1499), und mußte sich so-
gar dazu verstehen, Ludwig, der den Oheim (Ludwig Moro) von
Maximilian's Gemahlin gefangen mit nach Frankreich nahm, mit
dem Herzogthum Mailand zu belehnen. Ja selbst als er, den Rö-
merzug vorschützend, ihre Beihülfe begehrte, siel diese so unbedeutend
aus, daß die Venetianer den Durchzug durch ihr Gebiet mit seinem
Heere verweigerten. Deshalb nahm er den Titel eines erwählten
römischen Kaisers an, und seine Nachfolger legten sich den kaiser-
lichen Titel umnittelbar nach ihrer Krönung in Aachen bei, nur ein
einziger (Karl V.) ist noch vom Papste gekrönt worden. Um sich
aber an den Venetianern zu rächen, trat Maximilian der von Lud-
wig Xii. gegen Venedig gestifteten Ligue zu Cambrai bei, die je-
doch ihren Zweck, den Venetianern ihre Eroberungen auf dem festen
Lande zu entreißen und unter die Verbündeten zu theilen, verfehlte.
Am vollständigsten erreichte er seinen dritten Zweck, die Ver-
mehrung der Haus macht Oesterreichs, durch vortheilhafte
Verheirathung seiner männlichen Nachkommen *). Seinen Sohn
Philipp vermählte er mit Johanna, der (später wahnsinnigen)
Tochter Ferdinand des Katholischen und Erbin von Castilien, und
dessen Sohn Karl ward, nach dem Tode Ferdinands des Katholi-
schen, König des von nun an vereinigten Spaniens und seiner Ne-
benländer in und außer Europa. Seinen zweiten Enkel Ferdi-
nand vermählte Maximilian mit der Schwester (Anna) des letzten
Königs von Böhmen und Ungarn (Lndwig's Ii.), wodurch diese bei-
den Reiche für immer an Oesterreich kamen.
8- 18.
Crilturzustand Deutschlands im Mittelalter.
1. Ausbreitung des Christenthums. Nachdem mit
der Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen (s. S. 27)
das Christenthnm bei allen Völkern deutschen Stammes eingeführt
war, erhielten im 9. u. 10. Jahrh. die Slaven dasselbe theils vom
griechischen Reiche her, so die Böhmen und Mähren durch Cyrillus
*) S. die Stammtafel S. 79.