1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Luther. Reichstag in Worms.
zu Leipzig hielt, keine Einigung herbeiführte, vielmehr Luther in sei-
nen Schriften sich immer weiter von den Lehren der katholischen
Kirche entfernte; so erschien auf Eck's Vorstellungen eine Bulle, welche
41 aus Luther's Schriften gezogene Sätze als ketzerisch verdammte
und ihn mit dem Kirchenbanne bedrohte, wenn er nicht innerhalb 60
Tage widerrufen würde. Diese Bulle nebst dem kanonischen Rechte
und einigen Schriften des Dr. Eck verbrannte Luther vor dem (Elster-)
Thore zu Wittenberg (Io. Dec. 1520), worauf er nebst seinen An-
hängern nun wirklich mit dem Kirchenbanne belegt wurde.
Inzwischen war nach Maximilian's I. Tode und ohne Rück-
sicht auf die Bewerbung und die Versprechungen des Königs Franz I.
von Frankreich der Enkel des verstorbenen Kaisers, Karl I. von Spa-
nien und dessen Nebenländern in und außer Europa, atlch zum deut-
schen Könige als
Karl V. 1519—1556
gewählt worden. Als dieser seinen ersten Reichstag in Worms
hielt 1521, wurde auch Luther unter Zusicherung sicheren Geleites
dahin berufen, und als er sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen,
in die Reichsacht erklärt, seine Lehre verboten und seine Schriften
zum Feuer verdammt. Da nun Kurfürst Friedrich von Sachsen ihn
nicht mehr öffentlich beschützen durfte, so ließ er ihn auf dem Rück-
wege von Worms aufhebeu und (als Ritter Georg) auf die Wart-
burg bei Eisenach bringen, noch ehe die Acht durch das sog. Worm-
ser Edict bekannt gemacht worden war. Hier beschäftigte sich der
Geächtete mit der deutschen Uebersetzung der Bibel, während seine
Lehre an Philipp Melanchthon einen gelehrten Vertheidiger, dagegen
an dem Könige Heinrich Viii. von England, der selbst eine Wider-
legung der lutherischen Lehre von den Sakramenten schrieb, und an
Andern entschiedene Gegner fand. Als der rasche Reformationseifer
seiner Anhänger Unruhen erregte und die in Zwickau enfftandene
Secte der Wiedertäufer, welche die Kindertaufe verwarf, Mißver-
ständnisse seiner Lehre veranlaßt, verließ Luther die Wartburg, und
richtete einen Gottesdienst mit deutscher Liturgie und Empfang des
Abendmahls unter beiderlei Gestalten ein. So kam jene Lehre auch
zur Ausübung, zunächst im Kurfürstenthum Sachsen und der Land-
grafschaft Hessen. Gleichzeitig ward aber auch schon ein geistlicher
Fürst, der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Bran-
denburg, für dieselbe von Luther selbst gewonnen und verwandelte