1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Rudolf Ii.
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ausgeschlossen waren und somit nicht nur an den Katholiken, sondern
auch an den Lutheranern Gegner fanden. Noch höher stieg unter
seinem gelehrten, aber unthätigen und trübsinnigen Sohne,
Rudolf Ii. 1576 — 1612,
die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten, die sich auch
schon in der Weigerung der Leitern, die von Gregor Xiil vorge-
nommene Verbesserung des Kalenders anzunehmen, aussprach. Ein-
zelne Fälle trugen nämlich dazu bei, diese gegenseitige Abneigung
zu erhöhen.
a) Ju Aachen hatten sich die Protestanten, um die ihnen verweigerte Aus-
übung ihrer Religion durchzusktzen, des Stabtregimcnts bemächtigt, doch durch
einen kaiserlichen Achtspruch wurde Alles wieder auf den vorigen Standpunkt
zurückgeführt. — b) Der Erzbiscbof Gebhard von Köln heirathcte die Gräfin
Agnes von Mansfeld und trat zur calvinischen L>hre über, ohne dem geistlichen
Vorbehalte gemäß die erzbischösiiche Würde niederzulegen, wurde aber von dem
Papste abgesetzt und von dem baierischen Prinzen Ernst, den die Mehrzahl des
Domkapitels an seine Stelle gewählt hatte, rertriebeu. — c) Drei ebenfalls vom
Papste abgesetzte Kölner Domherren kamen nach Straß bürg und veranlaßtcn
dort die Wahl eines protestantischen Bischofs, der sich jedoch nicht behaupten
konnte. — d) Die protestantische Stadt Dvnauwerth ward wegen zweimali-
ger Störung einer katholischen Prozession in die Acht erklärt und in Folge der
Eroberung durch den Herzog von Baiern ihrer Reichsunmittelbarkeit beraubt.
Da die Protestanten bei allen diesen Gelegenheiten das Ueber-
gewicht der Katholiken empfunden hatten, so verbanden sich auf An-
rathen des calvinischen Kurfürsten von der Pfalz die meisten prote-
stantischen Fürsten in einer Union (1608) zur gemeinschaftlichen
Vertheidigung und Betreibung ihrer Beschwerdell. Dieser Union
stellten die katholischen Stände unter Leitirng des Herzogs Maximi-
lian von Baiern eine Liga entgegen (1609). So standen sich also
die beiden Linien des Hauses Wittelsbach, die jüngere von Baiern
und die ältere von Kurpsalz, als Führer der beiden Religionspar-
teien gegenüber. Da Rudolf in seinem Trübsinne die Verwaltung
des Reiches unduldsamen Günstlingen überließ, so entwarf sein älte-
ster Bruder Matthias den Plan, ihn vom Throne zu verdrängen.
Diesem überließ er daher Ungarn, Mähren und Oesterreich, und
damit er nicht auch Böhmen verliere, bewilligte er durch den Maje-
stätsbrief den drei Ständen der Herren, Ritter und der königlichen
Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religionsübung. — Als